Der Fennek ist im realen Leben, wie auch im vorliegenden Band ein Wüstenfuchs mit merkwürdigen Proportionen: zu kleiner Körper und irgendwie zu große Ohren.
Ähnlich wie Kerascoët in dem kleinen Geheimtipp "Jenseits", setzt auch Zeichner Yoann ("Spirou und Fantasio", Carlsen, "Donjon", Reprodukt) die Bilder visuell in sehr schönem, wohltuend analogen Artwork inkl. Handlettering fast harmlos in Szene. Während im 'richtigen Leben' die zu großen Ohren für die Kühlung des Tieres in Wüstenregionen sorgen, halten diese hier im Comic für die Niedlichkeit der Hauptfigur her. Die Zeichnungen könnten dabei auch gut aus einem anspruchsvollen Bilderbuch für Kinder stammen. Und ebenso wie in "Jenseits" wird im knallharten Kontrast zu den Bildern eine böse Geschichte voller tiefschwarzen Humors erzählt. Wobei die Geschichte diesmal nicht ganz so fies ist, wie Jenseits. Auf einer Skala des schwarzen Humors von 1-10 erreicht "Jenseits" mit seiner ganz eigenen Prise Bitterkeit die 12 (was auch zu kontroversen Eindrücken führte, die Reaktionen reichten von "fies" über "meisterhaft" bis "verstörend" – also unbedingt mal reinschauen!), der vorliegende Band "Fennek" liegt m.E. bei einer guten Acht. Insgesamt ist Fennek im Vergleich die etwas leichtere, aber nicht weniger witzige Kost. Erzähler Trondheim ("Herr Hase", "Donjon", "Insel Bourbon 1730", Reprodukt) zählt meiner Meinung nach zu den besten zeitgenössischen Autoren und Szenaristen, und zeigt hier mal wieder, was er drauf hat.
Fennek
von Lewis Trondheim und Yoann
Reprodukt
Hardcover, 64 Seiten in Farbe, 12 EUR
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