Comics ohne Text sind vielleicht die schwierigste Form des grafischen Erzählens. Hier gibt es keine Erklärungen, keine sprachlich ausformulierte Einleitung oder Hintergrundgeschichte, keine Dialoge – alleine die Aussagekraft der Bildsequenzen zählt.
Im günstigsten Fall schafft es der Künstler, dem Betracher mit den Abbildungen mehr zu vermitteln als mit Worten möglich wäre, so wie beispielweise in Shaun Tans "The Arrival", Eric Drookers "Blood Song: A Silent Ballad", oder eben in dem vorliegenden Band "Wandering Ghost" von Moki.
Man treibt mit seinem Geist gleichermassen wie die Hauptfigur durch die Geschichte, blättert vor und zurück und ist gefangen von der wohltuenden Seltsamkeit der Figuren und der Geschehnisse. "Wandering Ghost" ist mal traurig, mal bedrohlich und oft irritierend. Rational ist die Geschichte dabei nicht ganz zu fassen, mit konventionellem Storytelling hat "Wandering Ghost" nicht viel zu tun, vielmehr wirkt der Comic surreal, fast wie eine Traumsequenz und läßt viel Spielraum für eigene Interpretationen. Es ist ein Comic, auf den man sich einlassen sollte und der eine Weile beschäftigt. Daher möchte ich den Inhalt hier nicht wiedergeben oder zusammen fassen, und empfehle auch jeden, vorab nicht zu viel über die Geschichte selbst zu lesen, am besten nicht mal den offiziellen Ankündigungstext des Bandes. Denn interessanterweise kamen in meinem Umfeld mehrere Leser zu einer völlig eigenen Interpretation der Geschichte. Das ist sicher auch ein Stück weit die Magie dieses Werkes, und der möchte ich hier nicht vorgreifen.
von Moki
Reprodukt
88 Seiten, s/w und farbig, 16 EUR