Hello Guy!

Bonhomme und Trondheim präsentieren TEXAS COWBOYS bei den Kollegen in Brüsel/Brüssel:

Video in französicher Sprache.

Weitere Bilder gibt es auf der Website des Comicladens unter den News.

Texas Cowboys ist ein wirklich schön aufgemachtes Buch und eine intelligent konstruierte, in Rückblenden verschachtelte, für Trondheim ungewöhnliche aber trotzdem witzig skurrile Geschichte. Bonhomme ist auch wieder in Höchstform, seitenweise kommt der Comic ohne Text aus – rein grafisch sequenzielles Erzählen – so wie er es eben meisterhaft drauf hat. Das stumpfe Papier paßt super, die Covergestaltung ist auch wunderbar – ich kann mir nicht verkneifen zu sagen: gut, dass es kein Schweineleder-Einband (wie für die GA der "Blauen Boys" vom Verlag angekündigt) geworden ist.

Die deutschsprachige Ausgabe von Texas Cowboys gibt es seit einigen Tagen bei uns im Laden.

Ein Haus von Frank Lloyd Wright

Ein Haus von Frank Lloyd WrightEine kleine rosa Tulpe als Geburtsmal auf der Haut – das machte Rebecca (oder hieß sie Rosie? Rhonda? Rita? Daisy?? Roberta???) unverwechselbar. Lambert ist sich sicher – nicht des Namens, dazu ist es zu lange her – aber das Mal, das hatte sie.

Leider streitet die Dame, die er da nach Jahrzehnten zufällig in einer verschneiten Straße trifft, ab, so zu heißen, oder ihn zu kennen – und er kann sie ja schlecht darum bitten, das zu beweisen, denn die Tulpe befand sich auf ihrer linken Gesäßhälfte. Er ist längst ein alter Mann und lebt in einem Seniorenheim, und die Dame seines Herzens, seine ehemals große Jugendliebe aus dem Sommercamp, ist im Laufe der Jahre auch nicht jünger geworden. Doch Lambert ist sich sicher, und so bleibt er dran, und sie lädt ihn immerhin zu einem selbstgemachten Eintopf ein. Das ist doch ein Anfang.

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Comickurs (Update)

Ralph Trommer (auch hier im Blog mit mehreren Artikeln vertreten) gibt ab 20. September einen Steinwurf von unserem Laden entfernt einen Kurs zum Thema Comic. Hier die offizielle Mitteilung:

Comic und Graphic Novel – ein faszinierendes Medium

Der Comic bietet heute eine schier grenzenlose Vielfalt an Stilen, Genres, Erzählweisen. Doch was ist ein Comic eigentlich? Literatur? Grafik? Oder etwas ganz Eigenständiges? Der Dozent gibt einen kunsthistorischen Überblick über das Medium Comic und seine Spielarten – vom klassischen Comicstrip bis zu Graphic Novels und Mangas.

Herausragende Einzelwerke und Genres werden vorgestellt und gemeinsam analysiert. Literarischen, filmischen und anderen Einflüssen wird nachgespürt.

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Der zweite Zwerg

Der zweite Band der Fantasy-Serie Zwerg ist gerade erschienen. Hält der Band den Erwartungen stand, die mit Band 1 geschürt wurden?

Zwerg 2: RazoarkUm es gleich vorweg zu nehmen: Ja!

Ich lese ein frankobelgisches Album im Schnitt in 45 Minuten. An einem Zwerg-Album lese ich locker mal 1,5 -2 Stunden. Und einmal lesen reicht nicht.
Die Handlung ist genauso komplex wie die Zeichnungen, besonders die Hintergründe, Wahnsinn, was da wieder abgeht – auf nur 48 Seiten. Schön zu sehen, dass in Shovels Kopf keine Ruhe eingekehrt ist. Der Mann hat Ideen. Das ist ein Comic, mit dem man sich etwas beschäftigen muss, hin und herblättern, nochmal nachlesen – das ist kein Quicky vor dem Schlafengehen. So einfach kommt man als Leser nicht davon, man muss schon richtig eintauchen wollen. Und unglaublich viele Panels hat dieser Comic auf einigen Seiten. Und was der da für eine Arbeit in die Hintergründe steckt, ist ebenfalls unglaublich.

Erwähnenswert ist noch, das die Gesichter nicht besonders schön sind. ZB. die Mädels sind halt eher alle so "halbschöne", etwas kauzig. üblicherweise lebt das Genre ja durchaus von idealisierten Figuren. Da hatten wir auch gleich eine Diskussion im Laden. Mir gefällt das gut, anderen nicht so. Schaut Euch das am besten mal selber an.

Einmal holpert es im Text, vermutlich ein Übersetzungsproblem (oder ich kapiers einfach nicht). Dafür gibt es einen kleinen Punkt Abzug. Ansonsten: witzig, spannend, originell – großartig!

Hier geht es zur Rezension zu Band 1 inkl. Blättervideo.

 

Zwerg, Band 2: Razoark
von Shovel
Splitter
Hardcover, 48 Seiten, farbig, 13.80 EUR

White Crows – Herz aus Stahl

Mit White Crows – Herz aus Stahl ist gerade der Auftakt zu einer dreiteiligen Science-Fiction-Serie erschienen, die ich Euch hier ans Herz legen möchte.

White Crows 1 - Herz aus StahlAutor Djief scheut sich nicht, stereotype Figuren und Handlungselemente zu benutzen. Die Hauptfigur heißt Frank Willis, ist ein Muskelprotz, der ein markantes Gesicht hat und mit Fäusten und kernigen Sprüchen seine 15-jährige Tochter verteidigt. Dazu kommt der Roboter Vektor, der offenkundig einem gewissen Wall-e nachempfunden wurde. Und die weibliche Hauptfigur erinnert an Nävis aus Sillage.

Trotzdem weiß Djief im Lauf der Geschichte dann doch zu überraschen, z.B. wenn er das Geheimnis der beiden Protagonisten lüftet. Das ist mal eine leichte, rasante, mitunter witzige Geschichte, in der nichts wirklich Schlimmes passiert. Sehr unterhaltsam, das Spiel mit den Klischees macht am Ende sogar richtig Spaß. Gerade weil es dann eben doch abweicht von dem derzeit vorherrschenden Endzeit- / Dystopien- / Planetenuntergangsmaterial im Science Fiction-Genre. Vieleicht ist es jetzt mal wieder Zeit für sowas.

White Crows - Panel

Zeichner Djief, der auch schon die bildgewaltige Nibelungenadaption "Götterdämmerung" gezeichnet hat, entwirft den Stadtplaneten Primor, auf dem es von Aliens nur so wimmelt, und auf dem die Menschen die Außenseiter sind. Und das sieht schon wunderbar aus. Adolar-Architektur (kleiner interner Begriff, geprägt durch die ungarische 70er Jahre Trickfilmserie "Adolars phantastische Abenteuer", für kurvige, flossenförmige, futuristische Bauten :) ), futuristische Inneneinrichtungen und Fortbewegungsmittel. Das ist alles sehr stimmig, da geht alles gut zusammen, das schaue ich mir gerne an. Inklusive toller Dynamik und wirklich schönen Alien-Charakter-Designs.

White Crows 2

Der Vergleich zu Orbital drängt sich auf, auch hier geht es um die Menschen als Außenseiter im Universum, auch hier spielt Rassismus eine Rolle. Allerdings wirkt das Artwork hier viel digitaler. Während man bei Pellé (Zeicher von Orbital) den Radiergummidreck unter den Fingernägeln zu spüren meint (was ich sehr schätze), ist hier alles getrimmt und ge-photoshoped, fast wie in manchen modernen Animes oder wie in Computerspielen. Das hat natürlich eine ganz andere Ästhetik, stilistisch passt das aber auch hier alles sehr gut zusammen, auch was die Farben oder beispielsweise die Dynamik der Actionszenen betrifft. Das Ergebnis ist ein wirklich rundes Album.

Der erste Teil kommt übrigens zu einem Ende (mal ohne fiesen Cliffhanger), und kann gut für sich gelesen werden. Der 48 seitigen Geschichte folgt noch ein lesenswertes, mehrseitiges bebildertes Dossier über die Welt der White Crows.  Auf den zweiten Band freue ich mich schon.

 

White Crows 1 – Herz aus Stahl
von Djief
Splitter
Hardcover, 56 Seiten, farbig, 13.80 EUR

Quelle Abbildungen: Leseprobe bei Splitter
 

Yippie-Ya-Yeah

Der Meister der grafischen Sequenz Bonhomme und Autor/Zeichner Trondheim haben sich vereint und "Texas Cowboys" geschaffen. Einen ersten Blick konnten wir bereits vor einigen Monaten werfen: als Bonus zum Spirou-Magazin war ein "Texas Cowboys" -Heft im Stil alter amerikanischer 10 Cent-Hefte beigelegt – das sah schon mal sehr gut aus.  Ab September geht es in deutscher Sprache los!

Harvey Drinkwater, ein kleiner Tintenkleckser bei einer Bostoner Zeitung, wird von seinem Chef nach Fort Worth, Texas, geschickt mit dem Auftrag, bluttriefende Artikel über Mord und Totschlag im berüchtigten viertel Hell's Half Acre zu schreiben.

Doch Harvey hat eigene Pläne: Seinen Stiefvater finden, reich werden und eine Frau heiraten, vorzugsweise eine Lehrerin.

Aber als er den Banditen Sam Bass trifft und in dessen wilder Bande mitreiten darf, wird sein Leben auf den Kopf gestellt und er gerät in Lebensgefahr. Wird er je seine drei Ziele verwirklichen und nach Boston zurückkehren?

Preview Cover und Pressetext, Quelle: PPM

Comicverfilmungen – welche fehlen? (Update)

Wikipedia listet unter diesem Link diverse Comicverfilmungen auf. Aber etliche fehlen in der Liste. Spontan aufgefallen sind mir da folgende Lücken:

  • Modesty Blaise (1966)
  • Lone Wolf and Cub (diverse, ab 1972)
  • Doc Savage: The Man of Bronze (1975)
  • Ghost in the Shell (1995)
  • Oldboy (2003)
  • Sakuran – Wilde Kirschblüte (2006)
  • The Fountain (2006)
  • Persepolis (2007)
  • Vertraute Fremde (2010)
  • Immer Drama um Tamara (2010)

Fallen Euch noch mehr ein? Sendet uns die Titel gerne per Email an info@bluetoons.de! Bei Gelegenheit ergänzen wir das Wiki. Oder tragt die Filme selber dort ein!

 

Hier die ersten Einsendungen von Euch (vielen Dank!):

  • 20th Century Boys (Realfim, 2008)
  • Monster (Anime, 2004 – 2005)
  • Tekkon Kinkreet (Anime, 2006)
  • Barfuss durch Hiroshima (1983, Teil 2 1986)
  • Astroboy (Anime, 1963, 1980, 2009 u.a.)

 

comicleben_comiclife

Ein Gastbeitrag von Nikodinte

comiclife Collage by NikodinteIn den Ausstellungsräumen des Museum Europäischer Kulturen in Dahlem wartet eine ganz besondere Überraschung für Kulturschaffende und solche, die sie gerne genießen. Wer bisher noch keine Gelegenheit hatte die Größen der Deutschen Comicszene kennen zu lernen bekommt sie jetzt. "Comicleben" stellt sieben Leben im Portrait vor, die alle auf ihre Weise dem Comic verbunden sind. An Hörstationen lassen sich Interviews verfolgen und zahlreiche Originale dürfen mit wenig Text auf den Besucher wirken. Kleine Couchecken laden zum Schmökern ein. Jedes Portrait bekommt ein Thema an die Seite gestellt. So erfährt man von dem Verleger von Reprodukt, was ein Autorencomic ist oder verfolgt den Weg eines Professors von den ersten Bildgeschichten bis zum Comic. Ganz besonders interessant für mich bleiben die Einblicke in das Atelier des Künstlers Marko, der für Marvel Titelseiten gezeichnet hat.

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Interview: Sylvain Runberg

Sylvain RunbergWir hatten vor einigen Wochen das Vergnügen, mit dem Autor Sylvain Runberg zu sprechen. Anläßlich des diese Woche erscheinenden neuen Albums "Reconquista – Die Horde der Lebenden", stellen wir Euch hier das Interview zur Verfügung.

1.) Sylvain, Du bist Autor von verschiedenen Comics, wie z.B. Konungar oder Orbital. Wie kamst Du dazu, Comics zu schreiben? Und welche Einflüsse aus Comics, Filmen, Musik oder anderen Kunstrichtungen haben Dich geprägt?

Ich habe schon immer viel gelesen, Comics, Romane, Essays, und ich habe mich mit grafischer Kunst am College beschäftigt und danach Geschichte und Politik studiert. Mehrere Jahre lang habe ich in einem Buchladen gearbeitet, danach war ich in einen Verlag beschäftigt, aber ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet selbst einmal zu schreiben.

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Viva One Piece

Vor ein paar Tagen ist der neue One Piece bei uns eingeschlagen.

One Piece 63

Passend dazu gibt es heute mal einen TV-Tipp:

Viva strahlt alle spielfilmlangen One Piece Filme aus – immer Samstags, immer zur Prime Time um 20:15 Uhr. Hier die Ausstrahlungtermine:

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Comics erleben!

Comictag im Rahmen der Ausstellung "comicleben_comiclife"
19. August 2012 , 12 – 18 Uhr

Ulli Lust, Dietrich Grünewald

Abbildung: © Staatliche Museen zu Berlin; Foto: Ute Franz-Scarciglia

Im Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin
Arnimallee 25, 14195 Berlin, Barrierefreier Zugang über Lansstr. 8

Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Workshops, Gesprächsrunden, Signierstunden, eine Comic-Lesung – all das gibt es am großen Comictag im Museum Europäischer Kulturen zu erleben! Im Rahmen der Ausstellung "comicleben_comiclife", lädt der Veranstalter ein, einen Sonntag lang durch Comicwelten zu wandeln!

Programm:

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Chronik einer verschwundenen Stadt

Über Massentourismus und orientalische Lässigkeit.

Chronik einer verschwundenen Stadt

Massentourismus ist eine Pest. Er zerstört soziale und kulturelle Strukturen und stiehlt den Bewohnern der bereisten Gegenden oft auch noch die materielle Lebensgrundlage. Immer wieder werden Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung zwangsumgesiedelt, um neben den Sehenswürdigkeiten Platz für noch größere Parkplätze, Souvenirshops und Fastfood-Buden zu bekommen.

Das ist in Ägypten nicht anders. Auch dort schleppen sich Scharen von Touristen in brüllender Hitze durch das Tal der Könige, um die Pyramiden fotografieren zu können. Viel Zeit lassen ihnen die Fremdenführer nicht, denn der Terminplan ist eng, und es stehen weitere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Die Saïdis – Bewohner des kleinen Wüstenstädchens Qurna unweit von Luxor – sehen diesem Treiben amüsiert zu und bieten den vorbeiziehenden Touristen selbst gebastelte Tücher, Schmuck und Keramik an.

Golo (B. Traven) und Dibou haben viele Jahre in Qurna gewohnt. Sie erlebten hautnah mit, wie die Bewohner den Anforderungen des Massentourismus Stück für Stück weichen mussten. Dazu kam der Stress mit den Archäologen, denen die Dorfbewohner ein Dorn im Auge waren. Schließlich wurden die Saïdis in eine auf dem Reißbrett entstandene Wüstenstadt in 10 km Entfernung umgesiedelt. Danach wurde Qurna mit Baggern platt gemacht.

Golo und Dibou beschreiben das Leben in Qurna, wo im Laufe der Jahre viele ihrer Nachbarn zu Freunden wurden. Menschen, mit denen sie gearbeitet und gefeiert haben. Sie erzählen von der Kultur der Saïdis, zeigen ihren Alltag und beschreiben die Faszination, die diese Ecke der Welt auf sie selber ausgeübt hat. Trotz bitterem Ende ist es ein Album voller Lebensfreude geworden, das auf jeder Seite eine typisch orientalische Entspanntheit transportiert: Möge dein Tag süß wie Honig sein, Partner. Der Klempner ist krank. Inscha´Allah, die Arbeit geht in ein paar Tagen weiter. Gott wird ihn gesund machen.

Lesen und genießen.

 

Chronik einer verschwundenen Stadt
von Golo & Dibou
Avant
Hardcover, 208 Seiten, in Farbe, 24.95 EUR

 
Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Prometheus (Update)

Nein, es geht nicht um die gleichnamige Comicserie (obwohl Parallelen durchaus vorhanden sind). Es geht um das Prequel zu Alien von 1979, einem der Meilensteine der Filmgeschichte und der Filmkunst. Geschaffen von Meisterarchitekt der Xeno-Welten Ridley Scott  mit Designs des Schweizer Surealisten H.R. Giger ist der Klassiker heute noch einer der ganz großen Filme, die keinerlei Staub angesetzt haben.

Hier der offizielle Trailer zum aktuellen Film:

Gestern lief die Premiere, heute Abend haben wir das Vergnügen. Ob das Prequel die Erwartungen erfüllt – ich berichte in Kürze.

Diverse Alien Comics gibt es auf deutsch bei Cross Cult. Als eine Reihe, die zwar nichts mit dem Alien-Franchise zu tun hat, aber den Spirit und die dunkle Atmosphäre vergleichbar intensiv rüberbringt, sei die dreitelige Serie "Heiligtum" empfohlen. Siehe auch Jahrerückblick 2010.

 

Und hier die Rezi in einem Satz: Prometheus ist nicht so bahnbrechend wie Alien ('79),  aber trotz einiger Löcher im Drehbuch ein vor allem visuell überzeugender Film, den man unbedingt auf der großen Leinwand sehen muss, der am Ende mehr Fragen aufwirft als er beantwortet und daher stark nach einer Fortsetzung riecht. Reingehen!

 

O’Boys

Anfang 2011 sorgte eine Neuausgabe von "Huckleberry Finn" von Mark Twain in den USA für einige Aufregung: in der Neuedition wurde an über 200 Stellen das Wort "Nigger" entfernt und durch das Wort "Slave"  (Sklave) ersetzt. Wer das Buch nicht kennt, wird einer solchen "Überarbeitung" ev. noch zustimmen. Wer die Bücher jedoch gelesen und den Sinn erfasst hat weiß, dass diese Bücher weit entfernt von rassistischer Literatur stehen. Ganz im Gegenteil. Mark Twain legte großen Wert auf sprachliche Authentizität. So verwendete er lokale Slangs, die Protagonisten sprachen so wie sie es im richtigen Leben taten. Weiterhin sollte man wissen, dass es in Twains Buch über Huck Finn um Freundschaft zwischen einem Weißen und einem Afroamerikaner ging, und gerade Vorurteile aufgelöst wurden.

Der dritte Band des Südstaaten-Abenteuers O'Boys ist gerade bei der ECC erschienen. Falsch verstandene, an der Oberfläche kratzende "Political Correctness" bleibt uns zum Glück in der Comicreihe erspart.
 

O'Boys 3

O'Boys könnte man in Teilen als eine Hommage an die Geschichten von Mark Twain bezeichnen. So heißt die Hauptfigur genau wie in dem Literaturklassiker Huck Finn, und auch einige alt-bekannte Handlungsdetails wurden in die neue Geschichte eingeflochten. So geht es auch hier um Freundschaft und Freiheit, um Rassismus und Überwindung dessen. Allerdings spielt O'Boys in der Mitte der 1930 er Jahre, und greift weitere Aspekte in der Geschichte mit auf: den Blues und die Kultur der Hobos (Wanderarbeiter und Tagelöhner, die mit Zügen als blinde Passagiere das Land durchstreiften). Vorbild für Hucks afroamerikanischen Freund Charley Williams ist der amerikanische Blues Musiker Robert Johnson, dessen Song Cross Road Blues auch titelgebend für den dritten Band der Comicreihe ist.

Hier sein Song "Me And The Devil Blues" in einer restaurierten Version, der als wesentliche Inspiration für die Handlung der Comicgeschichte diente:

 

Die Geschichte überzeugt vor allem durch ihre Stimmung und Atmosphäre, und die vielen genau recherchierten Details. Einen kleinen Einblick erlaubt dieser Trailer:

 

Und auch wenn es hier und da einen kleinen Anschlussfehler in den Zeichnungen gibt (findet selbst heraus, welche das sind ;)), lassen uns die Bilder ganz wunderbar tief in die Südstaaten während der "Großen Depression" eintauchen. Wir begleiten die Protagonisten in einer Zeit, in der ein Menschenleben nicht viel Wert ist in die kleinen Blues-Clubs in den Käffern der Südstaaten, reisen  mit in den Zügen durch Missouri, machen eine Bootspartie auf dem Mississippi, besuchen Memphis, immer auf der Flucht und gleichzeitig auf der Suche u.v.m..  Die gelungene Geschichte pendelt dabei zwischen nostalgischem Charme und harter, realistischer Erzählung, und verzichtet wohltuend auf Kitsch und Melodramatik.

Eigentlich sollte die Geschichte mit dem dritten Band abgeschlossen sein, und die Story findet auch erstmal eine gutes Ende, ein Hinweis auf der letzten Seite deutet aber darauf hin, dass dieser Dreiteiler erst der erste Zyklus war, und ein weiterer folgen wird.

 

O'Boys
von Philippe Thirault und Steve Cuzor
ECC

Band 1: Das Blut des Mississippi
Hardcover, 64 Seiten in Farbe, 13.95 EUR

Band 2: Zwei Katzen auf dem heißen Blechdach
Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 13.95 EUR

Band 3: Midnight Crossroad
Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 15.00 EUR

 

Der Zauberer von Oz

Nicht nur in Ray Bradburys "Der illustrierte Mann" ist der Autor L. Frank Baum einer der verbotenen Schriftsteller – auch im "richtigen Leben" stand sein Wizard of Oz auf der schwarzen Liste von Büchereien und Pädagogen. Von christlichen Fundamentalisten als Blasphemie ausgerufen, als kommunistisch gebrandmarkt, dann später von einer katholischen Institution doch als die christlichen Werte vermittelnd beurteilt (Kunst und Kultur fungieren doch manchmal wie ein Selbstbedienungsladen, jeder nimmt sich irgendwann mal was er gerade braucht). Von einigen Literaturkritikern als "schlecht geschrieben" betitelt, von Künstlern und Schriftstellern verehrt, und  – jetzt kommt das allerwichtigste – vom Publikum geliebt – ist das vor 112 Jahren erschienene Buch "The Wonderful Wizard of Oz" von L. Frank Baum.

Der Zauberer von Oz

Nun ist auf deutsch die Comicadaption "Der Zauberer von Oz" bei Panini (im Original bei Marvel) erschienen – und um es gleich vorweg zu nehmen – diese ist einfach zauberhaft geworden.

Und ganz im Gegensatz zum derzeitigen Trend, alte Klassiker neu in aufgebretzelter und manchmal überproduzierter Form herauszubringen, ist die vorliegende Comicadaption eher eine Rückkehr zu den Wurzeln der Geschichte, eine  vergleichsweise werkgetreue Umsetzung der Romanvorlage.

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