Egon Schiele – Ein exzessives Leben

Egon SchieleEgon Schiele (1890 – 1918) gehörte zu den wichtigsten Malern der Wiener Moderne. Sein Mentor Gustav Klimt setzte sich immer wieder für den jungen Nachwuchskünstler ein, der für den konservativen Wiener Geschmack etwas zu freizügige Bilder malte. Sigmund Freud arbeitete zwar zur gleichen Zeit in der Kulturmetropole, aber die von ihm entwickelte Psychoanalyse steckte noch in den Kinderschuhen, und die Thematisierung von Sexualität galt weitgehend als Tabu. Gerade Aktbilder gehörten aber zu Schieles Lieblingsmotiven, und die Freizügigkeit, mit der er seine Modelle posieren ließ, ärgerte die Moralhüter der Akademie.

Um zu provozieren, wählte Schiele immer jüngere Modelle. Das brachte ihm nicht nur den Zorn von deren Vätern, sondern auch ein Strafverfahren wegen sexuellen Übergriffen an Minderjährigen ein. Es wurde wieder eingestellt. Schiele vergnügte sich zwar gerne mit Frauen, aber nicht mit Mädchen. Doch auch seine Geliebten sahen seinen lockeren Lebenswandel nicht gerne und verlangten, sich für eine von ihnen zu entscheiden. Im Hintergrund braute sich derweil der Erste Weltkrieg zusammen. Schiele wurde eingezogen.

Coste bringt die wechselhaften Jahre dieses kurzen Lebens in Zeichnungen zu Papier, die auf den ersten Blick unscheinbar und wenig prägnant wirken. Doch je mehr man sich in das Album einliest, umso mehr faszinieren Strich, Farbe und Perspektiven. Es sind großartige Seiten, die Coste abliefert. Seine Bilder passen sich dem Thema kongenial an und machen Lust, sich intensiv mit Schieles Arbeit zu beschäftigen. Eine der bisher besten Neuerscheinungen des Jahres.

Egon Schiele – Ein exzessives Leben
von Xavier Coste
Knesebeck
Hardcover, 72 Seiten, farbig, 19.95 Euro

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