Gerade ist der dritte Band der Comicreihe Noah erschienen. Als eine Art Crossmedia-Projekt erschienen hier die Comics parallel zu einer Kinoproduktion. Nun schlägt das Werk bereits einige Wochen vor dem Kinostart Wogen in der arabischen Welt.
Wie hollywoodreporter.com berichtet, wurde der Kinofilm jetzt in einigen Ländern des mittleren Ostens (Katar, Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten) auf die schwarze Liste gesetzt. Die bildliche Darstellung Noahs, der im Islam als Prophet Allahs gilt, ist dort nicht erlaubt. Mit Verboten in weiteren arabischen Ländern wird gerechnet.
Den gesamten Artikel könnt Ihr hier nachlesen: 'Noah' Banned in Several Middle Eastern Countries
Am 13. März findet in Berliner Zoopalast die Filmpremiere mit Stargästen (Darren Aronofski, Emma Watson, Jennifer Connelly, Ray Winstone, Douglas Booth, Logan Lerman) statt. Der offizielle und reguläre Kinostart in Deutschland ist der 3. April.
Hier gibt es einen der Trailer:
Während die ersten beiden der auf vier Teile angelegten Bände der Comic-Variante im letzten Jahr erschienen, geht es nun zügig dem Abschlußalbum entgegen: der dritte Band erschien vor wenigen Tagen, und der vierte Band folgt gleich im Monat darauf.
Das deutet auf eine gut terminierte Planung und Vorarbeit hin. Immerhin gehören die Comics zu den extrem aufwendigen Werken der letzten Jahre. Üblicherweise liegt die Produktionzeit eines solchen Comics bei einem Jahr oder länger. Man kann hier von einen parallelen Produktion von Film und Comic ausgehen, so daß man nicht unbedingt von einer Comicverfilmung oder umgekehrt von einer Comicadaption einer Filmidee, sondern von einem Crossmedia-Projekt sprechen kann.
Die Künstler hinter dem Comic sind keine Unbekannten. Auf der Autorenseite stehen da Hollywood Regisseur Darren Aronofsky, sowie Szenarist und Produzent Ari Handel. Beide haben schon öfter beim Film zusammengearbeitet (The Fountain, The Wrestler, Black Swan) und entwerfen hier eine äußerst düstere Version der biblischen Geschichte. Zeichnerisch umgesetzt wird die Geschichte von Niko Henrichon, der neben Arbeiten für DC und Marvel auch den wunderbaren Comic "Die Löwen von Bagdad" ("Pride auf Bagdad", zusammen mit Saga-Autor Byan K. Vaughan) erschaffen hat. Niko Henrichon ist dabei auch für die gelungene Kolorierung zuständig.
Interessant dabei ist, das die Macher des Comics, Zeichner und Autor Amerikaner sind – für die Erstveröffentlichung aber Europa als Erscheinungsort und das große französische Album als Format gewählt haben (Erstveröffentlichung bei Lombard). Ich finde das auch im Zusammenhang mit gegenläufigen Entwicklungen im deutschen Comic interessant – denn hierzulande werden Comics ja nun seit einigen Jahren Hand in Hand mit der Graphic Novel Kampagne in Kapitulation vor Buchhandelsketten und deren Regalgrößen auf übliche Literaturformate verkleinert, um da besser reinzupassen. Hierzulande sind wir ja gerade dabei, den Comic als Graphic Novel verpackt der Literatur zu unterzuordnen, während eigentlich Stärken des Comics oft ausgeblendet werden. Der Witz an einem Comic ist natürlich die visuelle Sequenz, und Comic ist eine eigenständige Kunstform, und keine Untergattung der Literatur. Und manchmal brauchen Bilder einfach Platz.
Das nun gerade jemand wie Aronofsky als Vetreter des amerikanischen Autorenkinos, der ja als ein Buddy der Comicautorenszene durchgehen könnte, den genau umgekehren Weg gegen den Strom schwimmt finde ich dabei bemerkenswert – eine Verneigung vor dem klassischen Comic. Auch zeichnerisch orientiert sich das Artwork auch eher am detailverliebten bis überbordenen frankobelgischen Comic mit größenwahnsinnig angelegten Hintergünden.
Und so entsteht in Europa einer der fulminantesten Comics der letzten Jahre – geschaffen von einem amerikanischen Filmemacher und einem Marvel/DC-Zeichner aus Kanada. Wer hätte das gedacht.
In den USA erscheint Noah übrigens nun bei Image Comics und wird ab Ende März auch bei uns verfügbar sein.
Noah 1 bis 3 (Band 4 erscheint im April)
von Darren Aronofsky, Ari Handel, Niko Henrichon
Ehapa Comic Collection
jeweils Hardcover, in Farbe, 64/70 Seiten, 15.00 EUR