Der Autor G.H. Fretwell wird mit seinem neuen Roman auf Lesereise geschickt. Aber an keinem der Veranstaltungsorte will auch nur eine einzige Buchsignierung gelingen. Das Personal zeigt sich darüber sehr verwundert. Fretwell bleibt noch bescheiden und hoffnungsvoll. Doch nach und nach werden die Enttäuschungen und Wirrungen immer mehr und dann geschieht auch noch ein Unglück, woraufhin Fretwell in Bedrängnis gerät.
Ruhig erzählt der Brite Andi Watson in wunderbaren, schwarz – weißen, schraffierten, fast skizzierten Bildern eine Geschichte mit ausgesprochen merkwürdigen, kauzigen Charakteren, die nicht selten aneinander vorbeireden, was teilweise beängstigende Formen annimmt. Die Figuren sind minimalistisch gehalten, aber gleichzeitig ausdrucksstark und witzig gezeichnet. Meisterhaft.
Wer passiv-aggressive Tendenzen hegt, könnte bei dem Verhalten der Leute, auf die der Protagonist trifft, mindestens ein nervöses Augenlidzucken bekommen. Umso besser, dass wir hier nur beobachten und nicht in seiner Haut stecken. Die Geschichte öfter zu lesen und zu schauen, was einem entgangen ist, bietet sich an.
Das Buch wurde von der Jury des Tagesspiegels zum „Comic des Jahres 2022“ erwählt.
Die Lesereise 268 Seiten, von Andi Watson, erschienen im Schaltzeit Verlag, 25.00 Eur