„Eine zu 95 Prozent wahre Geschichte“ nennt die New Yorkerin Tracy White ihre Erinnerungen an einen Klinikaufenthalt, der länger dauerte, als geplant. Sie war 17 Jahre, als sie eingeliefert wurde. Diagnose: Depressionen.
„Die 100 Prozent wahren Fakten sind“, schreibt sie im Vorwort: „Ich habe viele Drogen genommen. Ich hatte Körperbildstörungen. Glaubte krankhaft, ich sei missgebildet, und ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich habe mich selbst in die Psychiatrie eingeliefert. Ich bin länger geblieben, als ich ursprünglich vorhatte. Es ging mir besser. Irgendwann.“ Die Zeit, bis es ihr besser ging, schildert sie in sehr puristischen Zeichnungen auf 150 Seiten. Schwarzweiß.
Das ist eigentlich auch ihr Weltbild, als sie eingeliefert wird: schwarzweiß. Verschlossen wie eine Auster und zickig, wenn sie genervt ist, freundet sie sich in der Klinik mit einer Patientin an, sitzt aber meist schweigend vor ihrem Therapeuten und redet in den Gruppensitzungen auch lieber über andere, als über sich selbst. Was es ihrer Umwelt nicht eben leicht macht, sie zu verstehen. Zu ihrer Depression kommen Bulimie, Selbstverletzung und Schlaflosigkeit.
Wie White diesen fragilen Zustand zu Papier bringt, ist klasse. Sie jammert nicht, sie beschreibt. Und entwickelt dabei auch selbstironische Züge. Ein Album über die Irrungen und Wirrung des Erwachsenwerdens, das trotz des ernsten Themas leicht und sympathisch daher kommt und angenehm zu lesen ist – und in dem man vielleicht auch manches von sich selber wiederfindet.
Irgendwie dazwischen
Tracy White
Walde+Graf
Hardcover, 152 Seiten, s/w, 18,95 Euro
Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.