Mit White Crows – Herz aus Stahl ist gerade der Auftakt zu einer dreiteiligen Science-Fiction-Serie erschienen, die ich Euch hier ans Herz legen möchte.
Autor Djief scheut sich nicht, stereotype Figuren und Handlungselemente zu benutzen. Die Hauptfigur heißt Frank Willis, ist ein Muskelprotz, der ein markantes Gesicht hat und mit Fäusten und kernigen Sprüchen seine 15-jährige Tochter verteidigt. Dazu kommt der Roboter Vektor, der offenkundig einem gewissen Wall-e nachempfunden wurde. Und die weibliche Hauptfigur erinnert an Nävis aus Sillage.
Trotzdem weiß Djief im Lauf der Geschichte dann doch zu überraschen, z.B. wenn er das Geheimnis der beiden Protagonisten lüftet. Das ist mal eine leichte, rasante, mitunter witzige Geschichte, in der nichts wirklich Schlimmes passiert. Sehr unterhaltsam, das Spiel mit den Klischees macht am Ende sogar richtig Spaß. Gerade weil es dann eben doch abweicht von dem derzeit vorherrschenden Endzeit- / Dystopien- / Planetenuntergangsmaterial im Science Fiction-Genre. Vieleicht ist es jetzt mal wieder Zeit für sowas.
Zeichner Djief, der auch schon die bildgewaltige Nibelungenadaption "Götterdämmerung" gezeichnet hat, entwirft den Stadtplaneten Primor, auf dem es von Aliens nur so wimmelt, und auf dem die Menschen die Außenseiter sind. Und das sieht schon wunderbar aus. Adolar-Architektur (kleiner interner Begriff, geprägt durch die ungarische 70er Jahre Trickfilmserie "Adolars phantastische Abenteuer", für kurvige, flossenförmige, futuristische Bauten :) ), futuristische Inneneinrichtungen und Fortbewegungsmittel. Das ist alles sehr stimmig, da geht alles gut zusammen, das schaue ich mir gerne an. Inklusive toller Dynamik und wirklich schönen Alien-Charakter-Designs.
Der Vergleich zu Orbital drängt sich auf, auch hier geht es um die Menschen als Außenseiter im Universum, auch hier spielt Rassismus eine Rolle. Allerdings wirkt das Artwork hier viel digitaler. Während man bei Pellé (Zeicher von Orbital) den Radiergummidreck unter den Fingernägeln zu spüren meint (was ich sehr schätze), ist hier alles getrimmt und ge-photoshoped, fast wie in manchen modernen Animes oder wie in Computerspielen. Das hat natürlich eine ganz andere Ästhetik, stilistisch passt das aber auch hier alles sehr gut zusammen, auch was die Farben oder beispielsweise die Dynamik der Actionszenen betrifft. Das Ergebnis ist ein wirklich rundes Album.
Der erste Teil kommt übrigens zu einem Ende (mal ohne fiesen Cliffhanger), und kann gut für sich gelesen werden. Der 48 seitigen Geschichte folgt noch ein lesenswertes, mehrseitiges bebildertes Dossier über die Welt der White Crows. Auf den zweiten Band freue ich mich schon.
White Crows 1 – Herz aus Stahl
von Djief
Splitter
Hardcover, 56 Seiten, farbig, 13.80 EUR
Quelle Abbildungen: Leseprobe bei Splitter