Zwei der wichtigsten Science Fiction-Serien der letzten Jahre werden nun fortgesetzt. Wichtig sind diese Serien nicht unbedingt, weil sie das Genre revolutioniert haben. Wichtig sind sie, weil sie die Gunst des Publikums erobert haben – übrigens ganz ohne mediale Unterstützung, wie es beispielsweise bei den Graphic Novels läuft. Presse gibt es für solche Sachen kaum, diese Titel verbreiten sich einfach ganz allein durch Mundpropaganda auf Basis ihrer eigenen Qualität. Wichtig sind sie auch, weil sie herausragende, überdurchschnittliche Vertreter ihres Genres sind. Beide Serien stehen für anspruchsvolle Unterhaltung, die nicht die Intelligenz des Lesers beleidigt. Werke von Leuten, die das was sie tun lieben, für Leute die die Werke lieben.
Zum einen wird Universal War One fortgesetzt. Der erste Zyklus umfasste sechs Bände. Auch wenn der Titel stark nach Military-SF klingt – die Geschichte lässt sich nicht einmal ansatzweise auf dieses Subgenre reduzieren. Universal War One ist eine sehr vielschichtige, aber auch runde und durchdachte Geschichte. Ein doppelseitiges Diagramm im letzten Band zeigte, dass Autor und Zeichner Bajram sich nicht von Band zu Band geschrieben hat, sondern sich die komplexe Geschichte vorab genau überlegt hat. Zu Beginn geht es in UWO um ein astronomisches Phänomen, einer riesigen schwarzen Wand, die im Weltraum über der Erde entdeckt wird. Ein Himmelfahrtskommando (im wahrsten Sinne des Wortes), eine Armeeeinheit bestehend aus Leuten, die aus verschiedenen, mal mehr und mal weniger sympathischen Charakteren besteht, die eigentlich alle im Gefängnis sitzen müssten, wird zur Untersuchung des Phänomens in den Weltraum geschickt. Richtig Fahrt nimmt die Geschichte dann in Band 3 auf, hier werden verschiedene Ansätze moderner Zeitreisephilosophie behandelt – die Serie kommt mit der schönen These Die Gegenwart ist die Summe aller Zeitreisen, die jemals gemacht wurden – und noch gemacht werden daher. Für Leute, die sich an solchen ev. unlösbaren Gedankenspielen ala Zurück in die Zukunft interessieren, wartet der Band mit einer der schlüssigsten Theorien auf, die ohne Paradoxon auskommt.
Die lockere Mischung aus Das dreckige Dutzend, Zeitreisephilosophie und Einbeziehung von jüngeren wissenschaftlichen Erkenntnissen wie in einem Roman von Michael Crichton machten die Serie bei uns zu einem der großen Leserlieblinge.
Während in Universal War One erst einmal keine Aliens mitspielten – die Menschen sind hier in einem Konflikt zwischen Erdregierung und einem interplanetarischen Industriekonglomerat selbst ihr größtes Problem, und die Serie eigentlich abgeschlossen war, sind wir nun gespannt, was sich der Autor für den zweiten Zyklus einfallen lassen hat: Universal War Two. Out Now.
Aus dem redaktionellen Teil des Bandes erschließt sich, dass Der Autor die Serie schon Ende der 90er in drei Zyklen geplant hat. Der erste Band beginnt im Prinzip etwas Neues, das Niveau von UWO wird gehalten – fieser Cliffhänger am Ende inklusive.
Ein weiteres Highlight ist eigentlich keine Fortsetzung, sondern ein Spin-off. Zu der Serie Orbital erscheint der erste Zusatzband Aufzeichnungen – erste Begegnungen.
Die Serie Orbital wurde von Pellé und Runberg erschaffen. Darin geht es um ein Team aus einem Menschen und einem Alien, die zusammen in einer Art "Intergalaktischen UNO" (IDA) arbeiten, und um ihre Missionen. Die Menschheit ist einer riesigen Konförderation bestehend aus Hunderten von Alienrassen beigetreten. Großes, zum Teil berechtigtes Misstrauen besteht seitens einiger Alienspezies gegen den Homo sapiens.
Orbital spielt dabei auf mehreren Ebenen. Das geht von einer diplomatischen Ebene bis runter zum Lynchmob auf der Straße. Politik, Rassismus, diplomatische Verwicklungen, terroristische Anschläge, die Serie handelt von Dingen, die uns hier auf unserem kleinen Planeten garnicht so fremd sind. Für den phantastischen Touch und den SF-Faktor sorgen die vielen exotischen Schauplätze und das Charakterdesign der unglaublichen Vielfalt an Spezies mit all Ihren Eigenheiten. Ich sag immer Orbital ist so, wie Star Wars gerne wäre. Unglaublich ist auch, was Autor Runberg auf wenigen Seiten an komplexer und vielschichtiger Handlung unterbringt, Orbital ist in dieser Hinsicht sicherlich sein bislang herausragendes Werk.
Bei vielen Fans gilt Orbital übrigens als der Nachfolger der SF-Serie "Valerian & Veronique", einem der ganz großen Klassiker der SF-Comicliteratur.
Während in der Hauptserie vom Autorenteam jeweils eine Geschichte in zwei Bänden erzählt wird (Band 1 ist ein Doppelband), und zugleich auch ein Geschichtenübergreifender Faden gesponnen wird, enthält der neue Band nun Kurzgeschichten von anderen Zeichnern (selbst Fans der Serie), die in der Welt von Orbital angesiedelt sind. Vor dem Hintergrund einer "First Contact"-Situation zweier sich fremder Spezies erzählt der Band in mehreren Geschichten von einzelnen Charakteren der Serie. Verschiedene Zeichner, das heisst vielfältige Artworks – in teilweise sehr modernem Stil. Schaut Euch das am besten selber mal an!
Das Album ist ein Kurzgeschichtenband mit Anthologiecharakter. Der Band macht nur Sinn, wenn man auch die Serie gelesen hat. Die Stories sind eher klein und einfach, da sehr kurz gehalten – dafür in diesem Rahmen aber perfekt umgesetzt. Im hinteren Teil gibt es auch einiges zum Orbitaluniversum in der Form Text+Illustration. Für Fans ist der Band eh Pflicht.