Meine Beschneidung

Meine BeschneidungEin Comictipp von Peter Hetzler.

Immer wieder schön, Comics zu lesen, die Information mit viel Humor in eine unterhaltsame Geschichte packen. Wie das beispielsweise Marjane Satrapi in ihrem Persepolis gemacht hat. Das Album von Sattouf ist thematisch natürlich bei weitem nicht so umfassend wie Persepolis, von der Art her aber vergleichbar. Denn auch Sattouf berichtet von kulturellen Ritualen, die uns fremd sind.

Im Alter von acht Jahren lebt Riad in Syrien und stellt fest, dass er weiter pinkeln kann als seine etwas älteren Cousins. Toll! Allerdings entdeckt er dabei auch, dass sein Pimmel mehr die Form eines Rüssels hat, die seiner Cousins dagegen eher die Form von Champignons. Dass das etwas damit zu tun hat, dass er noch nicht beschnitten ist, ist ihm nicht klar.

Klar ist dagegen irgendwie, dass die Israelis so aussehen wie er – rüsselmäßig. Israelis, lernt er in der syrischen Schule, saugen ihre Gegner aus und schlafen mit ihren Müttern. Natürlich will er kein Israeli sein. Aber wenn er nun doch einer wäre? Immerhin ist er blond, und alle anderen sind schwarzhaarig. Und wenn ihn seine Eltern am Ende nur adoptiert hätten?

Die Unruhe, in die Riad verfällt, steigert sich in Panik, als sein Vater ihm eines Tages verkündet, dass er ihn in drei Monaten beschneiden lassen will. Was das ist, weiß Riad nicht, aber die Erklärungen seiner Freunde („Da wird die Haut vom Pimmel abgeschnitten?“) tragen wenig zu seiner Beruhigung bei. Die kindlichen Versuche, sich davor zu drücken, schildert Sattouf mit viel Selbstironie. Ein amüsantes Album, in dem man einiges über die Kultur des Mittleren Ostens erfährt.

Riad Sattouf: Meine Beschneidung
Softcover, farbig, 100 Seiten, 14 EUR

Der Comic des Monats wird präsentiert von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.