Mit "Mit fremder Feder", "Quintos", "Wer Wind sät" und "Cryozone" hat Finix in seiner Edition Solitaire sehr abwechslungsreiche Alben produziert. Diese Tradition wird mit dem Zweiteiler "Kleines Wunder" fortgesetzt, den der Verlag als Gesamtausgabe herausbringt. Ohne Ergänzungen oder Anhänge. Kleines Wunder sind 96 Seiten Comic pur.
Worum geht es? Der arme Adlige de la Barre wird kurz vor der französischen Revolution wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Die Einzelteile des enthaupteten Freidenkers werden in ein Kloster verbracht, um dort begraben zu werden. Allerdings ist der gut aussehende Mann zwar tot, nicht aber seiner Manneskraft beraubt – wodurch eine Nonne in Versuchung gerät. Neun Monate später kommt das Unglück zur Welt: ein Kopf und ein Rumpf – beide fein säuberlich voneinander getrennt, aber beide am Leben.
Liebes- und Rachedrama auf einer Nordsee-Bohrinsel
Das ist wirklich passiert: Im März 1980 sank die norwegische Bohrinsel Alexander Kielland in der Nordsee. 123 der 212 dort tätigen Arbeiter starben. Als Unfallursache wurden Ermüdungserscheinungen am Tragwerk angegeben. Der Journalist David Schraven, ein großer Fan stählerner Metallkolosse, hat sich eine andere Ursache für das Unglück ausgedacht. Er unterstellt Sabotage als Folge einer unglücklichen Liebesgeschichte und hat ein Szenario geschrieben, das ebenso glaubhaft wie spannend ist. Schließlich könnte es so gewesen sein.
3sat stellt den Comic "Zahra's Paradise" im TV vor, der Beitrag wurde auf Youtube archiviert:
Und hier die Rezension von comickunst:
Zara's Paradiese
Ein authentischer Polit-Thriller aus dem heutigen Iran
Zara´s Paradise heißt der Hauptfriedhof des Iran. In einer Ecke, die der Geheimpolizei untersteht, werden diejenigen verscharrt, die während politischer Unruhen von der Justiz ermordet wurden. Als Mehdi, 19 Jahre alt, nach einer Demonstration gegen die Fälschung der Wahlergebnisse von 2009 nicht nach Hause kommt, macht sich seine Mutter Sorgen. Als er auch am nächsten Tag noch nicht wieder auftaucht, macht sie sich mit ihrem zweiten Sohn zusammen auf die Suche.
Was sie dabei erlebt, erinnert an Costa-Gavras Film Vermisst, in dem Jack Lemmon seinen während des Militärputsches in Chile verschwundenen Sohn sucht, und von den Behörden von Pontius zu Pilatus geschickt wird, ohne verwertbare Auskünfte zu bekommen. Auch Mehdis Mutter irrt durch Polizeistationen, Gefängnisse und Krankenhäuser, doch niemand kann – oder will? oder darf? – ihr helfen. Mehdis Bruder ist Blogger und dokumentiert die Suche der Familie im Internet – was dem Betreiber des Internet-Cafes, das er dazu nutzt, nicht gut bekommt.
Nach Satrapis wunderbarem Iran-Album Persepolis liegt damit wieder ein Comic über das Leben im Iran vor. Die Geschichte wurde von dem Journalisten und Dokumentarfilmer Amir geschrieben und von Illustrator Khalil gezeichnet (die Namen sind Pseudonyme) und zunächst Kapital für Kapitel im Internet auf www.zahrasparadise.com gepostet. Dort ist sie immer noch zu sehen. Nach der Buchpublikation in den USA bringt Knesebeck die Geschichte jetzt auch bei uns in die Läden. Ein spannendes und informatives Album mit guten Zeichnungen, das einen authentischen Einblick in die Menschenrechts-Situation im Iran gibt.
Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.
Zahra's Paradise – Die Grüne Revolution im Iran und die Suche einer Mutter nach ihrem Sohn
Amir, Khalil
„Eine zu 95 Prozent wahre Geschichte“ nennt die New Yorkerin Tracy White ihre Erinnerungen an einen Klinikaufenthalt, der länger dauerte, als geplant. Sie war 17 Jahre, als sie eingeliefert wurde. Diagnose: Depressionen.
Eine melancholische Story über Alter und Einsamkeit
Mit Geistergeschichten legt die Edition 52 den zweiten Band von Jeff Lemires Trilogie „Essex County“ vor. Schon Geschichten vom Land, der erste Band der Reihe, war klasse. Geistergeschichten ist noch besser.
Peter Hetzler empfiehlt den neuesten Band aus der Noir-Reihe von Schreiber & Leser:
Also De Metter ist schon klasse. Bereits in Shutter Island hat er ein Artwork abgeliefert, das vom Feinsten war. Seine Figuren wirken mehr schraffiert, als gezeichnet, was ihnen einen flüchtigen Ausdruck gibt. Auch die Farben sind unscharf, bringen aber genau die Stimmung in die Bilder, die die jeweilige Episode braucht.
Peter Hetzler empfiehlt eine charmante Coming-of-Age Geschichte.
Die Splitter-Books entwickeln sich mehr und mehr zu einer Reihe echt unterhaltsamer Schmöker. Sie unterscheiden sich in Inhalt und Erzählweise deutlich vom sonstigen Fantasy- und Abenteuerprogramm des Verlags. Das gilt auch für dieses Album. Sophie Michel erzählt hier die Geschichte von drei Mädchen – vom Zeitpunkt ihrer Geburt bis zu ihrem 18. Lebensjahr.
Immer wieder schön, Comics zu lesen, die Information mit viel Humor in eine unterhaltsame Geschichte packen. Wie das beispielsweise Marjane Satrapi in ihrem Persepolis gemacht hat. Das Album von Sattouf ist thematisch natürlich bei weitem nicht so umfassend wie Persepolis, von der Art her aber vergleichbar. Denn auch Sattouf berichtet von kulturellen Ritualen, die uns fremd sind.
Der Comictipp des Monats Oktober von Peter Hetzler.
Es ist den Berichten des Schriftstellers und damaligen Prozessbeobachters Theodor Lessing zu verdanken, dass das Verfahren gegen den Massenmörder Fritz Haarmann nicht so abgelaufen ist, wie die Behörden es gerne gehabt hätten: unauffällig und „unter Vermeidung der Bloßstellung von Ämtern und Behörden“. Es waren nämlich vor allem die Polizeibehörden von Hannover, die in den 1920er Jahren sämtliche Hinweise bezüglich der Machenschaften von Haarmann unter den Teppich gekehrt haben. Nicht zuletzt deshalb, weil Haarmann als Geheimagent auf ihrer Gehaltsliste stand und dadurch in der Lage war, im Bahnhofsviertel nach jungen Männern Ausschau zu halten, die ihren Anschlusszug verpasst hatten und froh waren, eine kostenlose Bleibe für die Nacht angeboten zu bekommen.
Der Comictipp des Monats September von Peter Hetzler.
Im Jahr 1984 reist der Schriftsteller Edgar Saint Preux von Paris an die bretonische Küste, um in Ruhe ein Buch zu schreiben. Er steigt in einem Gasthaus ab, das zu Recht den Namen ?Herberge am Ende der Welt“ trägt, denn rundum gibt es nichts und niemanden zwischen den regenumtosten Klippen der rauen Küste. Eine düstere Atmosphäre, in der der Herbergswirt – ein kranker alter Mann – ihm ein Zimmer zuweist, bevor er sich wieder hustend und fiebernd ins Bett zurückzieht.
Der Comictipp des Monats August: Peter Hetzler empfiehlt die Adaption der Novelle von Artur Schnitzler durch Manuele Fior.
Ach, wie schööön. Das ist ja unglaublich, wie stilsicher Fior hier die Atmosphäre des Jahres 1920 in einem italienischen Kurort einfängt, in dem sich die Damen und Herren der Gesellschaft ein Stelldichein geben. Ganz im Stil der Wiener Secession gemalt, adaptiert Fior die Novelle von Arthur Schnitzler, in der sich alles um ein unmoralisches Angebot dreht – und um die Frage, wie Else damit umgeht.
Die Story von Cooper in atemberaubendem Artwork
Der Comictipp des Monats Juli.
Autor: Peter Hetzler / Comickunst.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Album ist einfach nur geil. Ein Artwork zum Niederknien. Seiten über Seiten, so schön gezeichnet, dass jede einzelne davon schon fast das Geld für das Album wert ist. Von den genialen Kompositionen der Doppelseiten gar nicht zu reden.