Jolly Roger – Die Entstehung eines frankobelgischen Comics

Der klassische frankobelgische ist einer der aufwendigsten produziertesten Comics überhaupt. Die Produktionszeit eines Albums mit hohem Detailgrad, komplexen Hintergründen, individuellem Seitenlayout und vielschichtiger Kolorierung (und natürlich der Autorenleistung)  liegt durchschnittlich bei einem Jahr. Der Comickünstler Miki Montlló arbeit zur Zeit zusammen mit Sylvain Runberg an dem Science Fiction Comic "Jolly Roger". Den Entstehungsprozess kann man in einer Reihe von Videos miterleben: [Videos benötigen Flash oder HTML5]

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Comic Noir mit David B. und andere Geschichten

Der vorliegende Band "Die falschen Gesichter" zeigt einmal mehr die Vielfalt des französischen Comickünstlers David B., seines Zeichens Gründungsmitglied der Künstlergruppe L’Association.

Sind seine Arbeiten als Zeichner meist durch eine Mischung aus Lebensnähe und phantastischer (teilweiser surrealer) Darstellung geprägt, ist seine Arbeit als Autor an dem Band "Die falschen Gesichter" in seiner Mischung aus Hard-Boiled und Crime Noir eher ein Genrestück. Los geht es in den 1970er Jahren. Eine Gruppe Männer, die sich außerhalb und unabhängig des französischen Verbrechermilieues bewegt, entschließt sich Banken zu überfallen. Angeregt durch eine historische Geschichte verkleiden sich die Männer mit angeklebten Bärten, Perücken und Hüten, um als gewöhnliche Kunden in die Banken hineinzuspazieren – und dann in letzter Sekunde zuzuschlagen. Ein für die Polizei scheinbar nicht zu stoppender Feldzug an Banküberfällen beginnt, bis sich eines Tages das Blatt wendet…

Laut Klappentext basiert der Band auf wahren Begebenheiten. David B. gelingt als Autor zusammen mit Zeichner Hervé Tanquerelle (auch bekannt als Zeichner für Sfars "Professor Bell") eine Hommage an den Crime Noir. Erstaunlich ist dabei die pointierte Charakterisierung der vielen, sehr unterschiedlich motivierten Protagonisten, die dem Leser auch einiges an Aufmerksamkeit abverlangen. Gelungen ist auch die Atmosphäre des Bandes, der die damalige Zeit einfängt, bemerkenswert wie in dem Band ein Mythos erschaffen und gleichzeitg wieder zerlegt wird. Romantische Verbrecherkarrieren bleiben am Ende nicht übrig.

Während in Frankreich bereits über 20 Bände von David B. erschienen sind, ist die Anzahl der deutschsprachigen Veröffentlichungen noch übersichtlich. Mein Eindruck ist, das David B. im deutschsprachigen Raum noch weit unter Wert gehandelt wird. Stehen auf französischen Comicfestivals die Besucher bei dem Künstler Schlange, hat David B. hier noch so etwas wie Geheimtipp-Charakter. Hier gibt für den aufgeschlossenen Leser abseits des Comic-Mainstreams noch Schätze zu heben. Folgende Werke von David B. wurden hierzulande veröffentlicht:

David B. Der Tengu Das bleiche Pferd Die heilige Krankheit Comic Graphic Novel

Der Tengu (Edition Moderne, 1999), ein Comic über japanische Mythologie (leider vergriffen)

Das bleiche Pferd (Reprodukt, 2001), ein Comic über Träume und Albträume

Die Heilige Krankheit, Teil 1+2 (Edition Moderne, 2006-2007) – hier geht es um die eigene Familiengeschichte, und insbesondere um die Epilepsie des Bruders von David B. und die damit verbundenen Auswirkungen der Krankheit und der Suche nach Heilung auf die Familie.

Inzwischen wird David B. im Avant-Verlag veröffentlicht, der dem Künstler in den letzten Jahren eine adäquate Plattform für seine Arbeiten bietet:

David B. Auf dunklen Wegen Kapitän Scharlach Die Besten Feinde Comic Graphic Novel

Auf dunklen Wegen (Avant, 2010), ein übrigens hervorragender Comic über eine kurze Utopia Phase zwischen den beiden Weltkriegen in Italien (einer unserer Comics des Jahres 2010)

Kapitän Scharlach (Avant, 2010), ein Buch über den Schriftsteller Marcel Schwob, der in dieser Geschichte zu eine seiner eigenen Romanfiguren wird. Das Buch entstand zusammen mit Emmanuel Guibert (Alans War, Der Fotograf, Edition Moderne; Ariol, Reprodukt).

Comic Cover von Emmanuel Guibert Graphic Novel

Guibert behandelt politische Themen und Reisebeschreibungen,
macht aber auch herzliche Kindercomics wie Ariol

 

Die besten Feinde (Avant, 2010), ein Geschichtscomic über die Beziehungen zwischen dem nahen Osten und den USA (geschrieben zusammen mit dem französischen Islamwissenschaftler Jean-Pierre Filiu), das Gemeinsamkeiten in den Beziehungen der Länder in den Jahren 1783 und 1953 beleuchtet. Manche DInge ändern sich scheinbar nie.

Außerdem erschien im Avant-Verlag noch das Heft Babel in der Kollektion Ignatz. In der Kollektion Ignatz sollten weltweit in mehreren Sprachen Comics von verschiedenen Künstlern aus dem Independent-Bereich zeitgleich veröffentlicht werden. Ziel war es neben der Veröffentlichung ungewöhnlichen Materials den Künstlern eine bessere zeitliche Struktur für ihre Arbeit zu schaffen – ähnlich wie im amerikanischen Heftemarkt. Denn für Comic- oder Graphic-Novel-Künstler ergibt sich ein schwerwiegendes Problem: teilweise fließen Jahre Arbeit in ein Werk, danach kommen noch redaktionelle Bearbeitung und Buchproduktion dazu. Daraus ergeben sich lange Zeiträume, in denen der Künster keine Buchverkäufe und damit finanziellen Einnahmen hat. Einige Werke werden nie vollendet. Dem sollte mit Veröffentlichung in kleinen "Portionen" entgegegewirkt werden. Das Projekt war wohl etwas überambitioniert, und die serielle Veröffentlichung von nicht abgeschlossenen Geschichten wurde offenbar nicht so gut angenommen. Die Kollektion wurde hierzulande eingestellt. Einige Fortsetzungen der auf deutsch erschienenen Hefte sind in den USA bei Fantagraphics erschienen. Babel als Metapher – die Einstellung der Kollektion Ignatz führte dann auch zum Bruch zwischen Avant und dem italienischen Comickünstler Igort (dem Initiator der Serie), der mit seinem Kollegen Gipi im Schlepptau inzwischen bei Reprodukt veröffentlicht wird. 

 

Strangers in Paradise

Die Kultserie Strangers in Paradise wird neu aufgelegt. Band 1 ist gerade erschienen.

Strangers in Paradise Graphic Novel ComicDie ersten neun Bände dieser famosen Reihe erschienen von 1995 bis 2003 in der Edition Comic Speedline des Verlags Thomas Tilsner. Die Reihe wurde schnell zur Kult-Serie, und das zu Recht. Was Moore in diese Mischung aus Krimi, Beziehungsdrama und Soap an Situationskomik hineinmixt, ist vom Feinsten. Dazu hat er sich auch ein unterhaltsames Figurenkabinett zusammengestellt.

Katchoo ist eine temperamentvolle Blondine, deren Schlagfertigkeit sich nicht nur auf Wortgefechte beschränkt. Sie ist in Francine verknallt, mit der sie zusammenwohnt. Francine liebt aber nicht Katchoo, sondern den schmierigen Freddy. Katchoo ist derweil damit beschäftigt, sich David vom Hals zu halten, dem sie, obwohl er sie liebevoll umwirbt, androht, seine Eier an die Katze zu verfüttern, wenn er sich nicht endlich verpisst. Das emotionale Durcheinander eskaliert, als Freddy mit Francine Schluss macht, und sich zu allem Überfluss herausstellt, dass das FBI eine Geheimakte über Katchoo angelegt hat.

In der mit liebevoll charakterisierten – und wunderbar treffend gezeichneten – Personen ausgestatteten Geschichte über Freundschaft und Beziehungschaos wimmelt es von schrägen Ideen. Wer wissen möchte, wie man einen lebendigen Männerpenis im Schaufenster ausstellt, ob Vanilleeis mit Ketchup essbar ist, wie man einem Kleiderschrank von Mann auch als zwei Köpfe kleinere Frau mit einem Griff die Nase brechen und wie man sonst noch Spaß haben kann, sollte hier reinsehen. Schreiber & Leser will die Serie komplett in sechs Bänden auflegen. Dieser Band beinhaltet die ersten fünf der damals bei Tilsner erschienen Hefte. Man kann ihn auch als in sich abgeschlossene Geschichte lesen. Hoher Spaßfaktor garantiert.

Leseprobe bei Schreiber & Leser

Strangers in Paradise
von Terry Moore
Schreiber & Leser
Softcover, 344 Seiten, Schwarz/Weiß, 16.95 €

Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Uncertified Cross Cult-Dealer

Warum wir als Cross Cult-Fans, aber auch als unabhängiger Laden nicht am Certified Dealer Programm teilnehmen. Ein kleiner Blick ins Comicbusiness.

Mich erreichte die Frage, wieso wir nicht am Certified Cross Cult-Dealer Programm teilnehmen, wo wir doch sogar schon Verlagsrepräsentationen auf Messen für Cross Cult durchgeführt, und wir jede Menge Titel des Verlages auf Lager haben.  Mit dem Händler-Programm erhält ein Comicladen ein Label, das ihn offiziell als Cross Cult-Händler ausweist. Der Leser und Kunde soll damit darauf hingewiesen werden, dass in zertifizierten Läden das gesamte Cross Cult-Programm erhältlich ist.

Die Teilnahme an diesem Programm ist an Abnahmemengen geknüpft. Diese können wir bei einigen Titeln nicht erfüllen.

Um mal ein Beispiel zu nennen: für die Serie "Roland, Ritter Ungestüm" haben wir so gut wie keine Nachfrage. Nicht weil die Serie schlecht ist (ganz im Gegenteil) , sondern weil wir als relativ neuer Laden einfach kein Klientel für solche alten Serien mit Nostalgiecharakter haben. In den letzten Jahren haben wir gerade mal zwei Bücher aus der Serie verkauft. Um am Certified Dealer Programm teilzunehmen, hätten wir 42 Bücher a' knapp 30 EUR (VK) der Serie einkaufen müssen. Dies macht für uns einfach keinen Sinn. Wir haben die Serie komplett vorrätig (was selbst mit einem einzigen Satz der Serie angesichts der mangelnden Nachfrage wirtschaftlich eigentlich schon keinen Sinn macht). Ähnlich sieht es mit Franchise-Titeln zu Kinofilmen und generell bei Romanen aus. Solche Titel sind im Bahnhofsbuchandel oder in Läden mit hohem Anteil an Laufkundschaft und Touristen einfach besser aufgehoben, als im spezialisierten Comicfachhandel.

Deswegen nehmen wir an dem Programm nicht Teil. Trotzdem bekommt Ihr bei uns alle Cross Cult-Titel, auch ohne offizielle Beglaubigung.  Und sollten wir mal einen Titel nicht vorrätig haben, bestellen wir Euch diesen gerne, wenn es eilig ist auch über Nacht.

Wir bitten um Euer Verständnis, und hoffen, dass wir dieses fehlende Label mit unserem unabhängigen und handverlesenen Programm, einem angenehmen Ambiente und einer fachkundigen Beratung ausgleichen können. Außerdem gibt es hier bei uns eine andere Garantie: nämlich die, dass wir Euch keine Titel empfehlen, die wir dringend verkaufen müssen, um Quoten zu erfüllen. Wir empfehlen Euch nur Sachen, von den wir denken, dass sie Euch gefallen könnten. Unsere Ladenphilosophie funktioniert genau andersrum, sie startet bei Euch als Leser und führt zu einer unabhängigen Beratung.

 

Der Tiger der sieben Meere

Erick Surcouf schreibt die Lebensgeschichte seines Freibeuter-Ururonkels als Abenteuergeschichte mit biografischen Zügen.

Gerade ist der erste Teil der Geschichte über den Kaperkapitän Surcouf erschienen. Anders als die meisten, oft drastisch romantisierten Piratengeschichten bildet diese Geschichte das wahre Leben von Robert Surcouf ab, der von 1773 bis 1827 gelebt hat und als Freibeuter unterwegs war.

Surcouf Comic Cover

Zur Erinnerung: ein Freibeuter besitzt im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Piraten eine staatliche Legitimation, den sogenannten Kaperbrief, um Schiffe von Nationen, mit denen sich ein Land im Krieg befand zu erobern oder zu zerstören. Surcouf zählt hier zu den erfolgreichsten Freibeutern der Franzosen im Krieg gegen England, knapp 50 feindliche Schiffe gehen auf sein Konto.

Das bemerkenswerte an dem vorliegenden Comic ist, dass einer der beiden Autoren ein Verwandter des Freibeuters ist: Erick Surcouf ist der Ururneffe von Robert Surcouf.

In opulenten Bildern und passend klassischem Stil wird die Geschichte Surkoufs in Form eines Abenteuerromans erzählt. Dabei geht es bei weitem nicht nur um Seeschlachten und Gemetzel, sondern der Lebensweg von Surcoufs Kindheit an wird beleuchtet.

Surcouf Comic Doppelseite

Doppelseite aus Surcouf, Band 1. Bildquelle: Leseprobe bei Splitter

Die Faszination der historischen Seefahrt merkt man Autoren und Zeichner an, insbesondere in den aufwendigen Darstellungen der Schiffe und Szenen, die teilweise fast Wimmelbildcharakter haben. Besonders deutlich wird diese auch nochmal im Anhang, in dem ein Bild des Comics als Bleistift- und danach als Tuschezeichnung gezeigt wird, und nochmal den aufwendigen Werdegang eines Panels und die Akrebie des Künstlers veranschaulicht. Angelegt ist die Comicserie auf vier Bände.


Surcouf Bd. 1: Die Geburt einer Legende
von Arnaud Delalande, Erick Surcouf, Guy Michel
Splitter
Hardcover, 48 Seiten, farbig, 13.80 EUR

 

Before Watchmen

Before Watchmen Comic Logo

Lange erwartet, Bestseller in den USA, von Alan Moore (natürlich) abgelehnt, von Comicfans kontrovers diskutiert: die ersten "Before Watchmen" – Bände sind seit einer Woche nun in der regulären Softcoveredition von Panini verfügbar.

Before Watchmen Comic Poster

 

Before Watchmen Rorschach ComicDie Minutemen sind eine Vereinigung kostümierter Verbrechensjäger in den 40er-Jahren. Sie werden bewundert und bestaunt – doch jeder von ihnen hütet düstere Geheimnisse. (Panini)

Before Watchmen: Minutemen
von Darwyn Cooke
Panini
Softcover, 176 Seiten, farbig, 16.95 EUR

 

Before Watchmen Rorschach Comic

Rorschach ist der düsterste Held der WATCHMEN

In Alan Moores Watchmen opferte er sich, um die Welt zu retten. Doch Rorschach ist kein Held, wie man ihn sich vorstellt. Er ist gnadenlos hart, gegenüber seinen Feinden und sich selbst. Und er ist da, wo die Stadt am dreckigsten und blutigsten ist – um die Unschuldigen zu retten oder zu rächen. Ein Comic, der unter die Haut geht. (Panini)

Before Watchmen: Rorschach
von Brian Azzarello, Lee Bermejo
Panini
Softcover, 104 Seiten, farbig, 12.95 EUR

 

Die weiteren Bände folgen in den nächsten Wochen und Monaten:

 

  • Comedian, von Azarello/Jones, 16.07.2013
  • Night Owl, Straczynski/Kubert/Kubert, August
  • Ozymandias, Wein/Lee, September
  • Silk Spectre, Cooke/Conner, Oktober
  • Dr. Manhatten, Straczynski/Hughes, November
  • Crimson Corsair, Wein/Higgins, Dezember

 

Der Narwal

Der Narwal ist ein Zahnwal. Die grauweißen Säugetiere werden bis zu fünf Meter lang und werden nach Schätzungen bis zu 115 Jahre alt. Wenn nichts dazwischen kommt, denn der Narwal ist vom Aussterben bedroht. Sein größter Feind ist die Menschheit, die ihren ganzen Dreck ins Wasser kippt und für Erwärmung des Planeten sorgt, was die Lebensräume nördlich des Polarkreises für die Tiere verändert. Die Jagd auf und der Handel mit Narwalen ist heute weitesgehend untersagt.

Besonderes Merkmal des Wales ist ein gedrehter Stoßzahn. Dieser wurde im Mittelalter als Einhorn-Elfenbein gehandelt. Wie jeder Fantasy-Leser weiß, sagt man dem Horn der Einhörner Zauber- und vor allem Heilkräfte nach.

Der Begriff Narwal leitet sich vermutlich von dem norwegischen Wort "Nar" für Leiche ab, da die graue Haut des Narwales der Farbe einer Leiche ähnelt.

Einer wandelnden Leiche nicht ganz unähnlich ist der Protagonist des gleichnamigen Comics "Der Narwal". Einige von Euch werden ihn schon vom Gratis Comic Tag kennen.

Der Narwal Comic

Robert Narwal ist der härteste Taucher der Welt. Er ist ein Extremsportler und Lebenskünstler, und schlittert von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste – und das sieht man dem Protagonisten auch an. Er taucht dabei in Meeren, in Brunnen in der Wüste oder unter dem Eis. Wir als Leser tauchen dabei in zehn kurzen, knackig-pointierten Episoden quer durch die Popkultur moderner Erzählungen. Konfrontiert mit Betrügern, Terroristen und nicht zuletzt mit seinem Vater Napoleon (!) Narwal, der eher eine Bossfigur als ein guter Dad ist.

Das erzählerische Repertoire der Geschichten reicht dabei von dramatischer Geiselnahme über Abenteuerkrimi hin zur Mystery-Erzählung. Gewürzt sind die Geschichten mit einer Prise Zynismus und mit wunderbaren poetisch-philosophischen Kommentaren aus dem Off, wie man sie beispielsweise aus Noir-Filmen oder manchen Detektivgeschichten kennt.

Zeichnerisch ist diese Geschichtensammlung mehr als perfekt umgesetzt: in einer Kreuzung aus Mike Mignolas Artwork (oder um den Bogen noch weiter zu spannen: aus Hugo Pratts Stil) und einem franko-belgischen Semi-Funny aus der Ecke Warnant/Conrad/Léturgie. Funny ist im Narwal aber nur wenig, und für Kinder unter 12 ist der Comic nicht geeignet.

 


Der Narwal
Olivier Supiot, Boris Beuzelin
Carlsen
Hardcover, farbig, 96 Seiten, 19.95 EUR

Lobster Johnson Kunstdruck

Das "Lobster"-Motiv entstand bei der Signierstunde mit Tonci Zonjic. Nun haben wir daraus einen knapp A5 großen, in knackigem Schwarz/Weiß auf gestrichenes 200g Papier gedruckten, limitierten Artprint erstellt.

Lobster Johnson Tonci Zonjic Druck

Der Druck ist nicht käuflich zu erwerben, aber Ihr könnt ihn bei uns gratis bekommen, wenn Ihr einen Hellboy- oder BUAP-Band von CrossCult bei uns kauft. Gerne kleben wir Euch den Druck auch mit Fotoecken ins Buch.


 

 

The Nobody

Der gebürtige und als Eigenbrötler geltende Kanadier Jeff Lemire gehört z.Z. zu den angesagten Autoren der amerikanischen Comicszene. Sein Repertoire ist vielfältig und pendelt zwischen pulpigen Mainstream und anspruchsvollen Autorencomics. Seine Trilogie Essex County (benannt nach einer Provinz, in der er selbst aufgewachsen ist)  gehörte in einer kanadischen Statistik zu den fünf beliebtesten Büchern (inkl. Non-Comics). Lemires Bücher wurden zahlreich für Preise nominiert und teilweise auch ausgezeichnet.

Ähnlich wie in Essex County ist die neue, Anfang des Jahres bei Panini erschienene Geschichte "The Nobody" wieder in der Provinz angesiedelt. Protagonisten sind auch hier wieder Leute, die nicht unbedingt zu den glücklichen Menschen zählen oder Ihre Berufung ausleben. Gewinnertypen gibt es hier nicht, die Figuren sind eher von Perspektivlosigkeit gezeichnet. Und es geht um fehlende Kommunikation, um Paranoia und Vorurteile.

The Nobody Comic Graphic Novel

Das monotone Leben in einem Fischerort wird unterbrochen, als eines Tages der – ähnlich einer Mumie – vollständig bandagierte Griffen auftaucht, und sich in einer Pension einquartiert. Allerlei Gerüchte spinnen sich um den Mann, der seine Bandagen nie abzulegen scheint, und darunter seine geheimnisvolle Identität zu verbergen scheint. Zaghaft entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Griffen und Victoria. Als in der Stadt eine Frau vermisst wird, sind sich die Leute schnell einig: der Unbekannte muss etwas mit dem Verschwinden der Frau zu tun haben. Die Jagd auf Griffen beginnt…

War Essex County noch in auf den ersten Blick sperrigen Schwarz/Weiß-Zeichnungen angelegt (der Eindruck der Sperrigkeit verfliegt, sobald man begonnen hat, die Geschichten zu lesen), geht es diesmal mit einer Zusatzfarbe und grafisch etwas gefälliger zur Sache. Lemire nutzt dabei die Möglichkeiten des visuellen Erzählens beispielhaft. Dies äußert sich zB. darin, dass es wenig Dialog gibt. Seitenweise "Talking Heads" wie in anderen Graphic Novels (beispielsweise in "Baby's in Black") – so etwas gibt es hier nicht. Geradezu vorbildlich und konsequent, nie das Tempo der Geschichte aus den Augen verlierend, führt uns der Autor mit assoziativer Bildsprache durch die Geschehnisse.

Jeff Lemire hat eine sichere Hand für erzählerischen Tiefgang. In seinen Geschichten geht es um das Leben, um Momente, um Reue und verpasste Gelegenheiten, um den linearen, unumkehrbaren Lauf der Dinge. Es geht weniger um spektakuläre Plots als um Momentaufnahmen der Charaktere, erzählerisch dargeboten in einem langsamen, dekomprimierten Erzähltempo. Nicht alle Fragen, die Lemire mit dieser sehr freien Neuinterpretation von H.G. Wells "Der Unsichtbare" aufwirft werden auch beantwortet. Lemire erzeugt vielmehr mit seiner Darstellung der Tristesse eine fast schon schonungslose Melancholie, die im Medium Comic ihresgleichen sucht, wie in einem Song von Tocotronic. Ev. klingt das für Euch Leser erst einmal abstoßend oder fatalistisch, aber Lemires lesenswerte Bücher erzeugen eine ungeheure Sogwirkung, für alle Leser, die sich gerne mal in so eine Stimmung versetzen lassen, sie sind Leseerlebnisse und regen zum Nachdenken an.

Last but not least hat Lemires Kunst Referenzcharakter. Niemand, der sich mit dem Gedanken trägt selber mal einen Comic zu machen, sollte an Lemire vorbei gehen.

The Nobody
von Jeff Lemire
Panini
Hardcover, 148 Seiten, farbig, 19.95 EUR

Leseprobe bei mycomics (benötigt Flash)

Zu Jeff lemires Blog geht es hier: http://jefflemire.blogspot.de/

Bestseller 1. HJ 2013 – Ein epischer Showdown

Es ist der epische Wettstreit zwischen Album und Graphic Novel, zwischen Literaturinterpretation und einem nativen Comic, zwischen humanistischem, aufgeklärtem Klassiker und postmoderner, zeitgenössischer Kunst, zwischen Optimismus (wenn auch mit einer Prise Tragik) und Depression, zwischen Serie und Roman, zwischen filigranem, anthropomorphem Charakterdesign aus dem Handgelenk und mit Lineal und Schablonen pedantisch gezogener Grafik, zwischen europäischem Ornament und amerikanischer Reduktion, zwischen Genreliteratur und Feuilleutonliebling.

Es ist die Schlacht um den Bestseller des ersten Halbjahres 2013 bei uns im Laden. Zwei Titel liefern sich hier ein hartes Kopf an Kopf rennen.

Die Kinder des Kapitän Grant Comic

Die Kinder des Kapitän Grant, von Alexis Nesme nach Jules Verne

 

vs.

 

Jimmy Corrigan der klügste Junge der Welt Comic Graphic Novel

Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt, von Chris Ware

 

Beide Titel haben auch Gemeinsamkeiten. Beide Titel bieten anspruchsvolles grafisches Erzählen, sind nicht beliebig oder austauschbar und benutzen beispielsweise Retro-Designs bzw. stilistische Elemente vergangener Epochen, beide Titel legen überdurchschnittlich großen Wert auf ihr Seitendesign. Und last but not Least – beide Titel werden von uns gleichermaßen empfohlen.

Jimmy Corrigan bietet als zusätzliches Feature einen limitierten Kunstdruck, und wir verkaufen auch die amerikanische Originalausgabe. Außerdem verfügt Corrigan über ein Heer an Feuilletonisten der "Church of Graphic Novel" mit einer inhaltlichen Einigkeit der Rezensionen, die manchmal schon unheimlich anmutet.

Kapitän Grant wird vom Feuilleton wie so viele Genretitel und Publikumslieblinge erstmal weitesgehend ignoriert, wartet dagegen aber mit dem Namen Jules Verne auf, den wohl jeder Mensch kennt. Außerdem ist es ein zugänglich gezeichneter All-Age-Comic, und damit auch für Kinder geeignet.

Aber sind die Gold- und Silbermedaille für die beiden Titel schon sicher? Keineswegs!

Dicht gefolgt werden die beiden Favoriten von einem Underdog von Dani Books, einem Verlag, der noch kein Jahr besteht, von einem spannenden, italienischen Grusel-Funny mit Manga bzw. Anime-Einschlag:

Monster Allergy Comic

Monster Allergy, von diversen Künstlern

 

Alexis Nesme und Chris Ware: nehmt Euch vor den anarchischen Monstern in acht! Auch wenn Ihr sie nicht seht – sie stehen genau hinter Euch, und sie haben Hunger und die Gunst der härtesten und ehrlichsten Kritiker – der Kinder – hinter sich. Große Namen zählen hier genauso wenig wie die Meinung der Onkels von Spiegel und FAZ.  Und Ihr wisst ja: "if the kids are united they will never be divided."

Wie die Schlacht ausgeht erfahrt Ihr Ende Juni. Aber vieleicht ist es ja keine Schlacht, eventuell ist es ja auch Ausdruck der Balance der Dinge im Universum. Vielleicht sagt es auch aus, dass jede Marketingstrategie, sei es nun für Alben, Graphic Novels oder Kindercomics immer nur die halbe Wahrheit ist. :) Denn gewonnen haben ja eh schon alle drei o.g. Titel, ganz unabhängig von ihrem Ranking.

Marvel Now und DC New 52 – Sonderkonditionen

5 für 4 – Abo-Konditionen

Wie Ihr sicher alle wisst, findet diesen Sommer ein Relaunch des Marvel-Universums statt. D.h. diverse Serien starten mit Band 1. Für Marvel- und DC-Leser gibt es nun Sonderkonditionen: Wer alle Hauptserien von Marvel oder DC bei uns abonniert, erhält jeweils 1 Heft kostenlos. Oder andersrum gesagt: Ihr bezahlt 4 Hefte und bekommt 5.

Die im Heftformat laufenden Hauptserien sind bei DC:

  • Batman
  • Batman: The Dark Knight
  • Justice League
  • Green Lantern
  • Superman

Der Preis pro Heft liegt hier bei 4,95EUR. Ein Abo zu den 5 für 4 -Sonderkonditionen ist ab der nächsten Heftnummer (aber nicht rückwirkend für alte Nummern) möglich.

Bei Marvel lauten die im Juli anlaufenden Serien:

  • Spider-Man
    beinhaltet die US-Serie „Superior Spider-Man“
  • Avengers
    beinhaltet US-„Avengers“
  • Die neuen X-Men
    beinhaltet „All-New X-Men“
  • Wolverine/Deadpool
    beinhaltet die US-Serien Wolverine und Deadpool
  • Iron Man
    beinhaltet US-„Iron Man“ und als Zweitserie „Indestructable Hulk“

Die Hefte werden voraussichtlich 4,99 EUR kosten. Üblicherweise enthalten die dt. Ausgaben jeweils 2 US-Hefte.

Voraussetzung für die Sonderkonditionen ist ein Abo bzw. eine Bestellung der Hefte vor Erscheinen, dh. das Angebot gilt ab der nächsten Heftnummer nach Bestellung.

Falls etwas unklar sein sollte, wir erklären Euch die Aktion auch gerne mal bei uns im Laden.

Abos könnt Ihr bei uns im Laden, per Mail oder Fon aufgeben.

Comics, Graphics and Justice!

Tonci Zonjic – Bilder zur Signierstunde

Herzlichen Dank an alle Besucher, Künstler, Comicfans und Verlagsmitarbeiter für den Besuch unseres Signiertermins mit Tonci "Lobster" Zonjic. Ein dickes Dankeschön auch an die Delegation von micomics.de und dem Onlinemagazin Frääg, auch für die Unterstützung im Vorfeld und Nachgang bei all unseren Aktionen.

Ich möchte mich auch einfach mal ausdrücklich bei denen bedanken, die auch die Bücher von Zonjic bei uns erworben haben, ohne die Unterstützung unserer Kunden wären  solche Signierevents mit internationalen Künstlern schlichtweg nicht möglich.

Es war ein wunderbarerer Abend! Hier ein paar Impressionen:

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Künstler und Leser

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Familie Zonjic

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Tonci und links unser selbstgebastelter Pappaufsteller mit Lobster Johnson (gezeichnet von Tonci)

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Über die Schulter geschaut. So entstanden die nachfolgenden Zeichnungen.

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Hellboy-Zeichnung für einen Fan

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Abe Sapien

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Der Lobster

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Ein Sketch für unseren Laden zum Angeben :)
Das Motiv gibt es demnächst als Druck!

 

Tonci Zonjic- Signiertermin bei Comics & Graphics Juni 2013

Es ist noch Suppe da: wer noch einen limitierten und handsignierten Band "Hellboy Universum II" haben möchte, möge sich melden!

 

Hummer und Halluzinationen

hellboy Lobster Johnson Comic Signiertermin mit Tonci ZonjicDer Comickünstler Tonci Zonjic auf Deutschlandtour

Anlässlich des Comicfestivals in München und der Neuerscheinung des Hellboy-Sonderbandes Geschichten aus dem Hellboy-Universum II lädt der Cross Cult-Verlag den Comickünstler Tonci Zonjic nach Deutschland ein. Anzutreffen war der gebürtige Kroate auf dem Festival und ist nun auf Tour durch einige deutsche Städte. Dort wird in einigen Comicläden signiert und gezeichnet. Am Freitag ist der Künstler bei uns zu Gast.

Einen Einblick in das Artwork des Zeichners gibt seine Webseite http://www.to-zo.com/

Zonjic zeichnete in der Vergangenheit für Marvel, DC und Boom! Studios. Zwei seiner letzten Werke möchte hier vorstellen.


Who is Jake Ellis?

Mit "Who is Jake Ellis?" hat Zonjic zusammen mit Autor Nathan Edmondson einen Spionage-Thriller erschaffen, der am ehesten mit Filmen um den Agenten Jason Bourne zu vergleichen ist.

Who is Jake Ellis Comic CoverDie spannende Geschichte startet  – ganz im Trend aktueller Produktionen – mittendrin. Der ehemalige CIA-Analyst Jon Moore ist auf der Flucht. Aber er ist nicht allein. Ihm zur Seite steht der mysteriöse Jake Ellis. Nur niemand weiß genau, wer eigentlich dieser Jake Ellis ist. Schnell stellt sich heraus, das Jake Ellis nur im Kopf des Agenten Jon Moore existiert – Ellis ist ein Hirngespinst, welches aber zunehmend eine eigene Dynamik, einen eigenen Geist entwickelt, und den Protagonisten durch allerlei brenzlige Situationen leitet. Jon Moore kommt im Laufe der Geschichte dem Geheimnis von Jake Ellis auf die Spur.

Who is Jake Ellis ist eine Geschichte, die genauso viele Fragen offen lässt wie sie beantwortet. Es ist ein Debüt der Protagonisten, aus dem eine epische Serie werden könnte, die sich vor angesagten Vertigo-Titeln nicht verstecken braucht, ganz im Gegenteil. Erzählerisch geht es rasant zur Sache: häufige Schauplatzwechsel führen die Protagonisten durch halb Europa. Zwischendurch nehmen sich Autor und Zeichner aber auch mal die Zeit kleine Details quasi in Zeitlupe in einzelne Panels aufzubrechen.

Zeichnerisch geht es fast europäisch zu. Es wäre zu weit gegriffen, den Zeichenstil als Ligne Claire zu bezeichnen, aber Einflüsse sind deutlich sichtbar. Die Outlines sind klar, die Panels flächig koloriert, die Zeichnungen insgesamt eher reduziert. Alles wirkt sehr rund und souverän, sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch. Dem Künstlerteam gelingt ein geheimnisvolles Stück Genre-Literatur, das auch erfreulicherweise nie den Blick für die Figuren verliert, und am Ende ein dringendes Verlangen nach Band 2 hinterlässt.
 
Erschienen ist der erste Zyklus der Serie bei Image Comics in Heften, die mittlerweile auch in einem Tradepaperback gesammelt und abgedruckt wurden. Ein Folgeband mit dem Namen "Where is Jake Ellis?" erscheint gerade als Heftserie. Deutsche Ausgaben der Serie gibt es noch nicht.

Who is Jake Ellis
Nathan Edmondson, Tonci Zonjic
Image Comics
Softcover,  136 Seiten, farbig


Lobster Johnson: Die brennende Hand

Who is Jake Ellis Comic CoverDie Comics des Hellboy-Universums gehören zu meiner persönlichen Lieblingslektüre. Das liegt zum einen an dem expressionistischen Artwork von Mike Mignola, an den filigranen Zeichnungen von Duncan Fegredo späterer Hellboy-Bände, an den Lovecraft'schen Einflüssen, an der Prise Steampunk, an sympathischen Charakteren, die einem ans Herz wachsen. Charaktere, die keine richtigen Superhelden sind, sondern eher in Situationen hinein schlittern, und sich rauswinden müssen.  All das, was eine gute Horror-Soap so ausmacht. Was mich daran ebenfalls sehr begeistert ist der Fakt, das seit 20 Jahren Hellboy & Co. keine erzählerische Redundanz entstanden ist, wie man sie aus anderen amerikanischen Superheldencomics kennt. Jede Geschichte ist eine Puzzleteil, zusammengesetzt ergeben diese ein episches Werk in außergewöhnlicher erzählerischer Qualität.

 

Geschichten aus dem Hellboy Universum Comic Band 2Verschiedene Spin-Offs zu Hellboy und B.P.R.D. (dt. B.U.A.P., die Behörde, für die Hellboy anfangs arbeitet, und die nach seiner Kündigung eine eigen Serie bekam) sind in den letzten Jahren entstanden. Einige davon stehen auch etwas außerhalb der beiden großen Reihen, und funktionieren auch sehr gut für sich alleine. Cruss Cult bringt diese Geschichten in 600 Seiten zählenden, limitierten Sonderbänden. Der zweite Sonderband "Geschichten aus dem Hellboy-Universum" ist nun gerade zum Comicfestival in München erschienen.

Geschichten aus dem Hellboy Universum Comic Band 2

Darin enthalten ist nun die Geschichte "Die brennende Hand" ("The Burning Hand") mit Lobster Johnson. Der Lobster ist ein Kämpfer für die Gerechtigkeit und agiert in den 1930er Jahren u.a. in New York, und basiert auf einem gleichnamigen Helden aus Groschenromanen der 40er Jahre.

Geschichten aus dem Hellboy Universum Comic Band 2

Ähnlich wie das Phantom von Lee Falk (eben jener hatte den berüchtigten Totenkopfring, mit dem die Schurken markiert wurden) markiert der Lobster seine Gegenspieler nach abgeschlossener Arbeit mit seinem Markenzeichen – einem Symbol in Form einer Hummer-Schere.

Geschichten aus dem Hellboy Universum Comic Band 2

Lobster Johnson, das ist eine Mischung aus Noir und phantastischem Pulp. Der Band arbeitet mit allen Klischees und popkulturellen Referenzen, die das Genre liebenswert  und ausmachen. In der aktuellen Geschichte "The Burning Hand" gibt es einen geheimnisvollen Helden vs. ein Team von Bösewichten, bestehend aus skrupellosem Geschäftsmann, unergründlichem Fiesling (ein wunderbarer Badass-Charakter, der aus einem Hitchcock-Film stammen könnte), und einem übernatürlichen Gegenspieler, der Lobster Johnson und sein Team auf einen harte Probe stellt. Und natürlich gibt es schöne (und smarte) Frauen – sowohl auf der Seite der Guten, als auch der Seite der Bösewichte.

Geschichten aus dem Hellboy Universum Comic Band 2

Dem Band gelingt es, diesen Spirit, dieses Gefühl zu erzeugen, das viele von uns aus dem Genuß alter Filme kennen werden. Zum einen wird die Zeit wunderbar eingefangen. Und nachdem der erste Band der Reihe "The Iron Prometheus" (erschienen im bereits vergriffenen ersten Hellboysammelband) eher eine Hau-Drauf-Geschichte war, überzeugt der Band "Die brennende Hand" auch seitens der Geschichte mit Suspense in einem modernen Erzählrythmus, die auch immer die richtige Balance zwischen Action, expliziter Darstellung und ruhigen Erzählstrecken findet. Zudem funktioniert der Band auch einzelnstehend für sich, und kann auch ohne Kenntnisse des Hellboy-Universums genossen werden.


Neben Lobster Johnson: Die brennende Hand  enthält der neue Hellboy-Sammelband die Geschichten

  • Hellboy: Haus der lebenden Toten (Zeichner: Richard Corben)
  • B.U.A.P.: Menschsein (Corben, Davis, Owens, Chen)
  • B.U.A.P.: Krieg den Fröschen (Trimpe, Aeverin, Davis, Snejbjerg, Moline)
  • Abe Sapein: Mit dem Teufel ist nicht zu spaßen (Reynolds,Snejbjerg, Harren)

sowie jede Menge, für CrossCult obligatorisches Bonusmaterial. Geschrieben wurden alle Geschichten von Mike Mignola und John Arcudi. Der mehrfach preisgekrönte Farbenmagier Dave Stewart sorgt mit seiner Palette für den visuell über alle Zeichenstile greifenen Faden und Zusammenhalt.


Geschichten aus dem Hellboy Universum 2
Cross Cult
Hardcover, 600 Seiten, farbig, limitiert auf 1222 Exemplare, 50 EUR


Lobster Johnson: The Burning Hand
von Mike Mignola, John Arcudi, Tonci Zonjic, Dave Stewart
Dark Horse Comics
Softcover,  144 Seiten, farbig

ICOM 2013

Neben dem Peng! wurde auf dem Comicfestival München vom Interessenverband Comic (ICOM) auch die diesjährigen Jury-Preise für Independent Comics vergeben. Wir gratulieren den Preisträgern 2013:

Bester Independent Comic

Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner Das UPgrade Band 1 (Zitty)

 

Bester Kurzcomic

Max Fiedler Adieu Kakapo (aus "Herrensahne XII")

 

Herausragendes Szenario

Carolin Walch: Roxanne & George (Reprodukt)

 

Herausragendes Artwork

Maike Plenzke Mittagspause (aus "Bettgeschichten", Zwerchfell)

 

Sonderpreis der Jury für eine bemerkenswerte Comicpublikation

Neufundland, Herausgegeben von Jakob Schuh, Sebastian Koch, Sandra Brandstätter und Uwe Heidschötter

 

Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation

Comic-Clash, ausgeschrieben von "Moga Mobo" und "Epidermophytie"

 

Lobende Erwähnungen gab es für

  • Earth unplugged von Jennifer Daniel (Jaja Verlag)
  • zuhause während der digitalen Revolution von Wolfgang Buechs (Jungle World Ventil)
  • White Line von Calle Claus (Edition 52)
  • Schatz von Yi Luo (aus "Jazam! 7")

 

Ausführliche Informationen gibt es unter comic-i.com.

Peng! 2013

Wenn in Deutschland Comicpreise vergeben werden, das ist der Moment wo wir uns immer mit großer Verwunderung am Kopf kratzen. Zum fünften mal wurde nun der Comicpreis Peng! auf der zweijährlich stattfindenen Comicmesse in München vergeben. Und wie immer hinterlassen einige Krönungen das Gefühl, dass wir uns hier in unserem bescheidenen Comicladen doch in einem Paralleluniversum befinden. Dass ein Comic mit  Holocaust-Theamtik von Autor Reinhard Kleist (der sich auf Feuilleton-Themen spezialisiert hat) einen Preis erhält war ja noch klar und voraus berechenbar, aber zB. die Sprechblase, ein Nostalgiemagazin als preisgekrönte, beste Comicberichterstattung, ist doch schon recht seltsam. Nichts gegen Nostalgiker, aber da gibt es bespielsweise mit dem Paket Alfonz/Comicreport/Reddition und dem Tagesspiegel-Comicblog weitaus breiter aufgestelltere, tiefere und thematisch umfassendere Informationsangebote. Über den Preis für Hilda freuen wir uns dagegen riesig.

Hier die Gewinner des dubiosen und im Vorfeld stark in die Kritik geratenen Preiskrönungsverfahrens (siehe zB. diesen Artikel auf comicgate.de). Lasst Euch von den hiesigen Preisverleihungen jedoch nicht zu sehr beeindrucken. Bildet Euch Eure eigene Meinung!

 

Bester deutschsprachiger Comic

Reinhard Kleist: Der Boxer: Die wahre Geschichte des Hertzko Haft (Carlsen)

Bester europäischer Comic

Luke Pearson: Hilda und der Mitternachtsriese (Reprodukt)  

Bester nordamerikanischer Comic

Chris Ware: Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt (Reprodukt)

Beste Comic-Berichterstattung

Die Sprechblase  

Beste Comic-Sekundärliteratur

Burkhard Ihme (Hg.): Comic! JAHRBUCH (ICOM)

Beste Neuveröffentlichung eines Klassikers

Hal Foster u. a.: Tarzan Sonntagsseiten (Bocola) 

Bester Manga aus Japan/Ostasien

Keito Koume & Isuna Hasekawa: Spice & Wolf (Panini)  

Bester Manga aus Deutschland

Anike Hage, Anna Hollmann, Kei Ishiyama, Misaho Kujiradou, Mikiko Ponczeck, Inga Steinmetz, Luisa Velontrova, Nina Werner, Reyhan Yildirim: Grimms Manga Sonderband (Tokyopop) 

Beste Comicverfilmung

Marvel’s The Avengers