In den Ausstellungsräumen des Museum Europäischer Kulturen in Dahlem wartet eine ganz besondere Überraschung für Kulturschaffende und solche, die sie gerne genießen. Wer bisher noch keine Gelegenheit hatte die Größen der Deutschen Comicszene kennen zu lernen bekommt sie jetzt. "Comicleben" stellt sieben Leben im Portrait vor, die alle auf ihre Weise dem Comic verbunden sind. An Hörstationen lassen sich Interviews verfolgen und zahlreiche Originale dürfen mit wenig Text auf den Besucher wirken. Kleine Couchecken laden zum Schmökern ein. Jedes Portrait bekommt ein Thema an die Seite gestellt. So erfährt man von dem Verleger von Reprodukt, was ein Autorencomic ist oder verfolgt den Weg eines Professors von den ersten Bildgeschichten bis zum Comic. Ganz besonders interessant für mich bleiben die Einblicke in das Atelier des Künstlers Marko, der für Marvel Titelseiten gezeichnet hat.
Im Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin
Arnimallee 25, 14195 Berlin, Barrierefreier Zugang über Lansstr. 8
Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Workshops, Gesprächsrunden, Signierstunden, eine Comic-Lesung – all das gibt es am großen Comictag im Museum Europäischer Kulturen zu erleben! Im Rahmen der Ausstellung "comicleben_comiclife", lädt der Veranstalter ein, einen Sonntag lang durch Comicwelten zu wandeln!
Nein, es geht nicht um die gleichnamige Comicserie (obwohl Parallelen durchaus vorhanden sind). Es geht um das Prequel zu Alien von 1979, einem der Meilensteine der Filmgeschichte und der Filmkunst. Geschaffen von Meisterarchitekt der Xeno-Welten Ridley Scott mit Designs des Schweizer Surealisten H.R. Giger ist der Klassiker heute noch einer der ganz großen Filme, die keinerlei Staub angesetzt haben.
Hier der offizielle Trailer zum aktuellen Film:
Gestern lief die Premiere, heute Abend haben wir das Vergnügen. Ob das Prequel die Erwartungen erfüllt – ich berichte in Kürze.
Diverse Alien Comics gibt es auf deutsch bei Cross Cult. Als eine Reihe, die zwar nichts mit dem Alien-Franchise zu tun hat, aber den Spirit und die dunkle Atmosphäre vergleichbar intensiv rüberbringt, sei die dreitelige Serie "Heiligtum" empfohlen. Siehe auch Jahrerückblick 2010.
Und hier die Rezi in einem Satz: Prometheus ist nicht so bahnbrechend wie Alien ('79), aber trotz einiger Löcher im Drehbuch ein vor allem visuell überzeugender Film, den man unbedingt auf der großen Leinwand sehen muss, der am Ende mehr Fragen aufwirft als er beantwortet und daher stark nach einer Fortsetzung riecht. Reingehen!
Anfang 2011 sorgte eine Neuausgabe von "Huckleberry Finn" von Mark Twain in den USA für einige Aufregung: in der Neuedition wurde an über 200 Stellen das Wort "Nigger" entfernt und durch das Wort "Slave" (Sklave) ersetzt. Wer das Buch nicht kennt, wird einer solchen "Überarbeitung" ev. noch zustimmen. Wer die Bücher jedoch gelesen und den Sinn erfasst hat weiß, dass diese Bücher weit entfernt von rassistischer Literatur stehen. Ganz im Gegenteil. Mark Twain legte großen Wert auf sprachliche Authentizität. So verwendete er lokale Slangs, die Protagonisten sprachen so wie sie es im richtigen Leben taten. Weiterhin sollte man wissen, dass es in Twains Buch über Huck Finn um Freundschaft zwischen einem Weißen und einem Afroamerikaner ging, und gerade Vorurteile aufgelöst wurden.
Der dritte Band des Südstaaten-Abenteuers O'Boys ist gerade bei der ECC erschienen. Falsch verstandene, an der Oberfläche kratzende "Political Correctness" bleibt uns zum Glück in der Comicreihe erspart.
O'Boys könnte man in Teilen als eine Hommage an die Geschichten von Mark Twain bezeichnen. So heißt die Hauptfigur genau wie in dem Literaturklassiker Huck Finn, und auch einige alt-bekannte Handlungsdetails wurden in die neue Geschichte eingeflochten. So geht es auch hier um Freundschaft und Freiheit, um Rassismus und Überwindung dessen. Allerdings spielt O'Boys in der Mitte der 1930 er Jahre, und greift weitere Aspekte in der Geschichte mit auf: den Blues und die Kultur der Hobos (Wanderarbeiter und Tagelöhner, die mit Zügen als blinde Passagiere das Land durchstreiften). Vorbild für Hucks afroamerikanischen Freund Charley Williams ist der amerikanische Blues Musiker Robert Johnson, dessen Song Cross Road Blues auch titelgebend für den dritten Band der Comicreihe ist.
Hier sein Song "Me And The Devil Blues" in einer restaurierten Version, der als wesentliche Inspiration für die Handlung der Comicgeschichte diente:
Die Geschichte überzeugt vor allem durch ihre Stimmung und Atmosphäre, und die vielen genau recherchierten Details. Einen kleinen Einblick erlaubt dieser Trailer:
Und auch wenn es hier und da einen kleinen Anschlussfehler in den Zeichnungen gibt (findet selbst heraus, welche das sind ;)), lassen uns die Bilder ganz wunderbar tief in die Südstaaten während der "Großen Depression" eintauchen. Wir begleiten die Protagonisten in einer Zeit, in der ein Menschenleben nicht viel Wert ist in die kleinen Blues-Clubs in den Käffern der Südstaaten, reisen mit in den Zügen durch Missouri, machen eine Bootspartie auf dem Mississippi, besuchen Memphis, immer auf der Flucht und gleichzeitig auf der Suche u.v.m.. Die gelungene Geschichte pendelt dabei zwischen nostalgischem Charme und harter, realistischer Erzählung, und verzichtet wohltuend auf Kitsch und Melodramatik.
Eigentlich sollte die Geschichte mit dem dritten Band abgeschlossen sein, und die Story findet auch erstmal eine gutes Ende, ein Hinweis auf der letzten Seite deutet aber darauf hin, dass dieser Dreiteiler erst der erste Zyklus war, und ein weiterer folgen wird.
O'Boys
von Philippe Thirault und Steve Cuzor
ECC
Band 1: Das Blut des Mississippi Hardcover, 64 Seiten in Farbe, 13.95 EUR
Band 2: Zwei Katzen auf dem heißen Blechdach Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 13.95 EUR
Band 3: Midnight Crossroad
Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 15.00 EUR
Nicht nur in Ray Bradburys "Der illustrierte Mann" ist der Autor L. Frank Baum einer der verbotenen Schriftsteller – auch im "richtigen Leben" stand sein Wizard of Oz auf der schwarzen Liste von Büchereien und Pädagogen. Von christlichen Fundamentalisten als Blasphemie ausgerufen, als kommunistisch gebrandmarkt, dann später von einer katholischen Institution doch als die christlichen Werte vermittelnd beurteilt (Kunst und Kultur fungieren doch manchmal wie ein Selbstbedienungsladen, jeder nimmt sich irgendwann mal was er gerade braucht). Von einigen Literaturkritikern als "schlecht geschrieben" betitelt, von Künstlern und Schriftstellern verehrt, und – jetzt kommt das allerwichtigste – vom Publikum geliebt – ist das vor 112 Jahren erschienene Buch "The Wonderful Wizard of Oz" von L. Frank Baum.
Nun ist auf deutsch die Comicadaption "Der Zauberer von Oz" bei Panini (im Original bei Marvel) erschienen – und um es gleich vorweg zu nehmen – diese ist einfach zauberhaft geworden.
Und ganz im Gegensatz zum derzeitigen Trend, alte Klassiker neu in aufgebretzelter und manchmal überproduzierter Form herauszubringen, ist die vorliegende Comicadaption eher eine Rückkehr zu den Wurzeln der Geschichte, eine vergleichsweise werkgetreue Umsetzung der Romanvorlage.
Die Gewinner der diesjährigen Eisner-Awards wurden nun veröffentlicht:
SAN DIEGO – The following awards were given out at the 24th annual Will Eisner Comic Industry Awards, Friday night July 13, at the Indigo Ballroom in the Hilton San Diego Bayfront Hotel, as part of Comic-Con International: San Diego.
Trotz tropischer Regenfälle und Temperaturen war der Laden drei Stunden lang knackend voll: Vielen Dank an alle Gäste, und besonders an Sascha Wüstefeld, Ulf Graupner und Steve M. Clements für Ihren Einsatz.
Ein paar Infos aus dem Nähkästchen: Das Upgrade ist auf insgesamt 400 Seiten angelegt. Dabei haben Ulf und Sascha schon eine Storyline im Kopf, hangeln sich also nicht von Album zu Album. Da dürfen wir eine runde Story erwarten. Der Erscheinungsintervall ist halbjährlich geplant. Nach jedem zweiten Album soll es auch einen 'kleinen' Abschluss geben, d.h. es wird zwischendrin auch mal etwas aufgelöst.
Vortrag von Lars von Törne – Termin: Donnerstag, 26. Juli 2012, 19 Uhr – Museen Dahlem
Lars von Törne, Journalist und Comic-Kenner gibt einen Überblick über die Reaktionen von Comiczeichnern auf die Anschläge des 11. September 2001. Ob Art Spiegelmans Comic-Collage "Im Schatten keiner Türme" oder Sid Jacobsons und Ernie Colóns Graphic Novel "After 9/11" – auf ganz unterschiedliche Weise wurden die Anschläge von 2001, die Veränderungen in der politischen Landschaft und der "Krieg gegen den Terror" im Comic reflektiert. Die Comics visualisieren ein Geschehen, das lange als unvorstellbar galt und kommentieren so die politische Zeit, in der wir leben.
Einmal im Jahr macht sich das Versorgungsschiff Marion Dufresne auf die Reise zur Antarktis. 2010 nahm die Dufresne den Passagier Emmanuel Lepage, uns bestens bekannt für seine wunderbaren Comicbücher "Muchacho" (dt bei Carlsen) und "Oh, diese Mädchen" (dt. bei Splitter) mit an Bord.
Jetzt ist im Splitter-Verlag der "Reisebericht" Lepages erschienen – natürlich als Comic. Auf 160 Seiten im Albenformat übermittelt Lepage uns hier seine Impressionen. Das Ergebnis ist überwältigend und außergewöhnlich. Der Zeichenstil wechselt häufig, mal schwarz/weiß, dann farbig, mal skizzenhaft, dann wieder malerisch. Zwischen den Bildsequenzen gibt es immer wieder atemberaubende große, ganz- oder doppelseitige Einzelbilder. Aber der Band hat nicht nur visuelle Reize, sondern ist auch unser Lesetipp für diesen Sommer – für alle, die noch etwas entdecken wollen.
Hier einige Impressionen aus dem Band:
Reise zum Kerguelen-Archipel
von Emmanuel Lepage
Splitter
Hardcover, 160 Seiten, 29.80 Euro
Weitere Informationen über die Reise findet Ihr auch hier:
Der 21-teilige Science Fiction-Klassiker um die beiden Raum-Zeit-Agenten wird gerade bei Carlsen in einer schicken Gesamtausgabe neu aufgelegt. Bislang liegen drei Hardcoverbände vor, die jeweils drei der ursprünglichen Alben beinhalten. Band 4 kommt im August. Der Abschlußband #21 ist auch als Einzelalbum verfügbar. Autor Pierre Christin wurde 2010 mit dem Max und Moritz-Preis für ein herausragendes Lebenswerk augezeichnet.
Abbildung: Coverauschnitt Valerian und Veronique Gesamtausgabe, Band 2
In Brüssel zieren Comiczeichnungen viele freistehende Giebel alter Gebäude. Hier eine paar Fotos von unserer Tour durch die Comichauptstadt (sowie ein Bild vom Hergé Museum):
In Ergänzung zum Blogartikel well-known pleasures hier noch der Hinweis auf die gerade gestartete und noch bis zum 4. Juli laufende Ausstellung im HBC:
Portugal – das neue Comicbuch von Cyril Pedrosa ist da – und um es gleich vorweg zu nehmen, es ist großartig geworden!
"Der Comiczeichner Simon Muchat steckt in einer Schaffenskrise. Ihm ist jede Inspiration abhanden gekommen, und langsam aber sicher treibt er seine Freundin Claire mit seiner Lethargie zur Verzweiflung – bis eines Tages eine Einladung ins Haus flattert: eine Cousine in Portugal heiratet. Das Land seiner Vorfahren, das er seit Kindertagen nicht mehr besucht hat, rührt ihn eigentümlich an, hier entdeckt er einen Lebensstil, der ihn fasziniert, und findet die Quelle neuer Lebenslust." (Pressetext Reprodukt)
Mit einem Umfang von 264 Seiten erreicht der Band eine Länge von fünf Standardalben. Andere Künstler hätten daraus eine über Jahre laufende Serie gemacht. Trotz des Umfangs ist der Band eher komplex als etwa reduziert gezeichnet. Auf einem ersten, flüchtigen Blick wirken Pedrosas Zeichnungen skizzenhaft, auf den zweiten Blick jedoch erkennt man die Qualität und Genauigkeit des Strichs. Wie auch schon bei "Drei Schatten" folgt da jeder Kritzel einem Zweck, jede Schraffur folgt der räumlichen Form. Da wiegen sich Bäume im Wind, da werden Orte geschaffen, an denen man gerne seine möchte. Die Figuren werden wunderbar dargestellt. Kurz gesagt Pedrosa ist ein Virtuose, dem man die Freude am Zeichnen auf jeder Seite anmerkt. Ebenso begeistert die warme und wechselnde Kolorierung.
Bereits als Kind las Pedrosa Comics. Später arbeitete er bei Disney als Zeichner für die Zeichentrickproduktionen "Der Glöckner von Notre Dame" und "Herkules". Auf Deutsch sind einige seiner Comics bei Salleck (Ring Circus) und Reprodukt (Auto-Bio, Drei Schatten) erschienen. Drei Schatten war als eine traurig-melancholische Geschichte einer der ganz großen Fantasy-Graphic-Novels der letzten Jahre, die m.E. viel mehr Beachtung verdient hätte.
Wir haben hier in unserem "Prenzlauer Hill Studio" noch einen kleinen Film mit Impressionen aus "Portugal" vorbereitet:
Als kleines Special bieten wir zu den ersten 10 Büchern kostenlos einen signierten und auf 300 Exemplare limitierten Ex-Libris-Kunstdruck an. Das Video zeigt die Ausgabe mit dem Kunstdruck, der am Ende des Films auf der Innenseite des Backcovers zu sehen ist.
Portugal
von Cyril Pedrosa
Reprodukt
Hardcover (Leinen), 264 Seiten in Farbe, 39.00 EUR