Atar Gull

Atar GullDies ist eine Geschichte über Sklaverei und Rache. Fabien Nury hat den gleichnamigen Roman von Eugène Sue als Comic adaptiert, Brüno hat die Geschichte in einem Stil zu Papier gebracht, der entfernt an den Stil von Berthet erinnert. Alles beginnt  im westafrikanischen Benin, wo sich 1830 zwei Stämme bekriegen. Der Geschäftsmann Benoit, Kapitän eines Sklavenschiffs, macht bei dem Sklavenhändler van Harp Station, um eine neue Ladung aufzunehmen. Die verfeindeten Stämme bringen ihm die Ware. Alle, erzählt van Harp ganz befriedigt, alle bringen uns hervorragende Exemplare! Sie haben endlich aufgehört, ihre Gefangenen zu verspeisen und verkaufen sie stattdessen an uns. 23 Männer, 19 Frauen und 11 Kinder stehen zur Verschiffung bereit.

Allerdings ist da noch ein ganz besonderer Schwarzer, der auf den Namen Atar Gull hört. Er ist der Sohn eines Häuptlings und von sehr kräftiger Statur. Für ihn, meint van Harp, müsse Benoit extra zahlen. Haben Sie seine Muskeln gesehen? In Jamaika können Sie ihn als “Mandingo” verkaufen. So ein Zuchthengst wird Ihnen mindestens 500 Pfund Sterling einbringen. Benoit lässt sich darauf ein – nicht wissend, dass dieser Sklave nicht nur kräftig, sondern auch clever ist. Und auf Rache sinnt. Auf eine sehr gründliche Rache.

Die Geschichte wird von Brüno spannend erzählt. Und obwohl ihr Schwerpunkt auf der Abenteuer- und Piratenebene liegt, kann man sie auch als exotische Erzählung lesen. Die Grafik wirkt auf den ersten Blick etwas simpel gestrickt, ist aber ausdrucksstark und sehenswert. Laurence Croix hat sie in warmen Braun- und Ockertönen koloriert.

Atar Gull – Das Schicksal eines vorbildlichen Sklaven
Brüno, Fabien Nury
Avant
Hardcover, 86 Seiten, gebunden, 19.95 EUR

 

Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Alben-Novitäten

Die Splitter-Novis für Dezember sind heute schon eingetroffen:

  • Bunker 5 (Serienabschluß!)
  • Cyann – Tochter der Sterne 2
  • El Mercenario 4
  • Gipsy 6 (Serienabschluß!)
  • Konungar 2
  • Nosferatu 2
  • Ravermoon 2
  • Thorgal 11
  • Träume 2 (von dem Band gibt es auch eine Deluxe-Ausgabe, ggf. vorbestellen!)

Außerdem in den letzten Tagen reingekommen:

  • Largo Winch 18 – Weißglut
  • Arctica 4
  • Fanfoué 01
  • Folies Bergères
  • Der Garten
  • Koma 4
  • Djinn 11 – Die Geheimnisse von Eschnapur
  • Jenseits der Grenze – Gesamtausgabe (von dem Band gibt es auch eine Deluxe-Ausgabe, diese enthält einen auf 99 Exemplare limitierten und signierten Kunstdruck, wir haben davon noch 2 Stück übrig)

u.v.m.

 

 

Hellboy-Stories: Medusas Rache

Die Hellboy und B.P.R.D. (aka B.U.A.P.) Comics in ihrer Mischung aus Horror-Pulp, expressionistischen Darstellungen und lovecraft'scher Atmosphäre mit gelegentlichen Steampunkelementen gehören m.E. zu den besten amerikanischen Comic-Publikationen der letzten Jahre. Der Golkonda-Verlag, dem wir auch schon die Reprints der "Captain Future"-Romane verdanken, legt nun in deutscher Erstveröffentlichung die amerikanischen Hellboyromane auf.

Hellboy - Medusas Rache

Hier nun der Ankündigungstext des Verlages zu den Romanen:

1994 erblickte Hellboy zum ersten Mal das Licht einer Comicseite und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem phänomenalen Erfolg, der 2004 und 2008 mit den Kinofilmen von Starregisseur Guillermo del Toro seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Im Dezember 1999 wiederum erschien der erste von inzwischen drei Sammelbänden mit Hellboy-Geschichten, die bisher nur auf Englisch erhältlich sind. Dem wollen wir nun abhelfen, denn ob im Comic, auf der Leinwand oder in Form des gedruckten Wortes – niemand erlebt so faszinierende, so unheimliche, so abgefahrene Abenteuer wie Hellboy! Einige der besten Phantastik-Autoren der anglo-amerikanischen Szene haben zur Feder gegriffen, um dem roten Riesen die Ehre zu erweisen. Jede Erzählung ist mit einer ganzseitigen Illustration von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola versehen – ein Augenschmaus für Kenner und ein Muss für jeden Sammler.

Inhalt:

  • Mike Mignola, »Einleitung«
  • Grahan Wilson, »Cartoon«
  • Yvonne Navarro, »Medusas Rache
  • Stephen R. Bissette, »Puzzle«
  • Philip Nutman, »Eine Mutter weint um Mitternacht«
  • Greg Rucka, »Versicherungen«
  • Nancy Holder, »Folie à Deux«
  • Craig Shaw Gardner, »Dämonenpolitik«
  • Nancy A. Collins, »Ein grimmiges Märchen«
  • Rick Hautala & Jim Connolly, »Die Vogelscheuche«
  • Chet Williamson, »Wo ihr Feuer nicht erlischt«
  • Max Allan Collins, »Ich bekam Bigfoots Baby«
  • Christopher Golden & Mike Mignola, »Der Nuckelavee«
  • Matthew J. Costello, »Eine Nacht am Strand«
  • Poppy Z. Brite, »Brenn, Baby, brenn«
  • Brian Hodge, »Weit reichte sein Ruhm«

Hellboy-Stories
Band 1: Medusas Rache
Golkonda-Verlag
Softcover, 300 Seiten, 16.90 EUR

Ab voraussichtlich 7. November bei uns im Laden.

Neuer Asterix-Zeichner: Conrad

Die Abenteuer der gallischen Freunde Asterix und Obelix bekommen einen neuen Zeichner. Das 35. Album der beliebten französischen Comicserie solle Ende 2013 erscheinen und von Didier Conrad gezeichnet werden, teilte der Verlag Albert-René am Mittwoch mit. Conrad hat unter anderem die Serie "Helden ohne Skrupel" gezeichnet, zudem "RAJ" und "Marsukids".

Weiterlesen/Quelle: welt.de

Das ist natürlich schön zu hören. Conrad ist ein wunderbarer Zeichner. Und ev. führt das ja auch irgendwann mal zu einer Neuauflage der großartigen Serie "Helden ohne Skrupel", die derzeit vom "Vollendungsklub der abgebrochenen Serien" Finix fortgesetzt wird, und deren alte Alben nur zu Mondpreisen antiquarisch erhältlich sind.

Ein Funken Skepsis bleibt wenn man liest, dass Autor des kommenden Albums Jean-Yves Ferri sein wird, der schon seit längerer Zeit für das Studio tätig ist. Denn die Serie hatte am Ende kein zeichnerisches, sondern vor allem ein Autorenproblem. Die Serie erreichte mit "Gallien in Gefahr" ihren kaum zu ertragenden Tiefpunkt, und der letzte Geburtstagsband war nicht viel besser. Frischer Wind in den Stories würde da sehr gut tun. Aber bleiben wir gespannt.

Btw, nicht erwähnt in dem o.g. Welt-Artikel, aber durchaus als Referenz für Conrads Zeichner-Skills nennenswert ist die Serie "Die weiße Tigerin", die Ihr bei uns im Laden stets bekommt, ebenso wie Raj und Marsukids.

Die weiße Tigerin - Band 4

Arzak – Der Raumvermesser

Gerade eingetroffen: der neue Moebius, als imposantes "Coffee Table Book" (ca. 36 x 25,5cm)!

Arzak

 

Pressetext ECC:
Das Vermächtnis des Moebius

Am 10. März 2012 wurde das Comicfirmament gleich um zwei Fixsterne ärmer: Mit Jean Giraud starben sowohl der "klassische" Gir (Blueberry), als auch der "experimentelle" Moebius (John Difool/Der Incal). Einem seiner rätselhaftesten Comic-Gestalten wollte er, bzw. Moebius, endlich eine Geschichte geben – dem schweigenden Reiter aus Arzach, der mit seiner charakteristischen Kopfbedeckung und seinem langen Umhang auf seinem eigenartigen Flugtier den Himmel über bizarren Landschaften durchstreift. Mehr als dreißig Jahre nach der Erstveröffentlichung von Arzach wird das Geheimnis in ARZAK gelüftet: Er soll auf einem verwüsteten Planeten, auf dem noch einige Menschen sowie wenige Überlebende der ursprünglichen, von ihnen besiegten Bewohner ausharren, für Ordnung sorgen … Mit ARZAK schuf Jean Giraud alias Moebius sein letztes Werk und zeigt sich noch einmal von seiner kunstvollsten Seite.

 

ARZAK
Der Raumvermesser
Moebius
Ehapa Comic Collection
Hardcover, 80 Seiten, 25,- EUR

Largo Winch 18 – Weißglut

Ab 9. November erhältlich. "Weißglut" beendet die im Vorgängerband "Schwarzmeer" begonnene Geschichte.

Im ihrem Herkunftsland hat die Serie aus den Händen des belgischen Autors Van Hamme und Zeichners Franq eine Startauflage von 350.000 Exemplaren. Zwei Kinofilme wurden bereits gedreht, die hierzulande als DVD Produktionen erschienen. Weiterhin gibt es eine TV-Serie.

Largo Winch - Sammelband 1Largo Winch - Sammelband 2

Für Neueinsteiger empfehlen wir die dicken Sammelbände, die jeweils gleich vier Alben beinhalten. Erfreulicherweise sind bei  "Alles Gute", dem Sublabel von "Schreiber und Leser" auch noch alle Einzelbände verfügbar.

Den ersten (Einzel-) Band kann man übrigens hier komplett und kostenlos Online lesen: Link (benötigt Flash)

Frenchman

FrenchmanEin neues Album von Prugne. Und wie Die Herberge am Ende der Welt und Canoe Bay ist auch das wunderschön geworden. Es spielt rund 50 Jahre später als Canoe Bay, wieder in Nordamerika, wo sich europäische Kolonialmächte um Land und Leute streiten, während Indianer als unberechenbare und feindliche Wesen empfunden werden. In diesem Durcheinander macht sich der junge Alban allerdings nicht wegen der Indianer, sondern wegen einer Horde Kopfgeldjäger Gedanken. Sie sind hinter ihm her.

Dabei sollte sich nicht er, sondern Louis durch diese Sümpfe des Mississippi quälen. Der hatte nämlich bei der Musterung die Zahl gezogen, die Einberufung bedeutete. Alban hatte ein Freilos erwischt. Doch der Vater von Louis bot Albans Eltern 2000 Francs, und die Nummern wurden getauscht. Aus seinem lauschigen Dorf in der Normandie ging es per Schiff nach Amerika. Jetzt muss er sehen, wie er aus dieser Nummer wieder rauskommt.

Frenchman - Beispielseite

Seite 4 aus Frenchman, Quelle: Leseprobe bei Splitter

Wer Canoe Bay gelesen hat, weiß, wie ausdrucksstark Prugne Landschaften zeichnen und malerische Atmosphären zaubern kann. Das ist in Frenchman nicht anders, und erzählerisch steht Prugne Szenaristen wie Bourgeon oder Gibrat in nichts nach. Schöööne Zeichnungen, abwechslungsreiche Story, üppige Aufmachung – mal wieder ein rundum starkes Album für Freunde gut erzählter (Abenteuer)geschichten. Der 78seitige Comic wird mit zahlreichen Skizzen und Entwürfen ergänzt.

 

Frenchman
von Patrick Prugne
Splitter
Hardcover, 104 Seiten,in Farbe, 22.80 EUR

Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Orbital 3.1 und andere Novitäten

Orbital 3.1

Out now. Muß ich dazu noch was sagen?

Außerdem sind bereits die ganzen Splitter-Novis für Oktober (noch 'ne Woche früher als sonst, langsam wird das unheimlich :)) gestern bei uns eingeschlagen:

  • Der Incal 5
  • Die Dynastie der Drachen 2
  • El Mercenario 3
  • Finsternis 3
  • Frenchman – von Patrick Prugne  (Canoe Bay, Die Herberge am Ende der Welt)
  • Sasmira 1+2 (mit Band 2 nun eine lange ausstehende Fortsetzung der Serie von Vicomte)
  • Unter schwarzer Flagge 2

Wir haben auch noch eine Kiste des neuen Katalogs übrig.

Weitere Neuerscheinung im Albenbereich der letzten Tage:

  • Pittje Pitt 4 (Epsilon)
  • Yakari 13 (Salleck)
  • Roland, Ritter Ungestüm 6 (Crosscult)
  • Rubine 12 (Epsilon)
  • Der Klan der Chimären 1 (Bunte Dimensionen) – ein Strygen Spin-Off

Last but not least: Koma 3 (Reprodukt) – Fortsetzung einer der schönsten z.Z. laufenden Serien überhaupt, die ich jedem, der sich für ungewöhnliche, und ambitionierte Comics interessiert ans Herz legen möchte.

Koma 3

 

Der zweite Zwerg

Der zweite Band der Fantasy-Serie Zwerg ist gerade erschienen. Hält der Band den Erwartungen stand, die mit Band 1 geschürt wurden?

Zwerg 2: RazoarkUm es gleich vorweg zu nehmen: Ja!

Ich lese ein frankobelgisches Album im Schnitt in 45 Minuten. An einem Zwerg-Album lese ich locker mal 1,5 -2 Stunden. Und einmal lesen reicht nicht.
Die Handlung ist genauso komplex wie die Zeichnungen, besonders die Hintergründe, Wahnsinn, was da wieder abgeht – auf nur 48 Seiten. Schön zu sehen, dass in Shovels Kopf keine Ruhe eingekehrt ist. Der Mann hat Ideen. Das ist ein Comic, mit dem man sich etwas beschäftigen muss, hin und herblättern, nochmal nachlesen – das ist kein Quicky vor dem Schlafengehen. So einfach kommt man als Leser nicht davon, man muss schon richtig eintauchen wollen. Und unglaublich viele Panels hat dieser Comic auf einigen Seiten. Und was der da für eine Arbeit in die Hintergründe steckt, ist ebenfalls unglaublich.

Erwähnenswert ist noch, das die Gesichter nicht besonders schön sind. ZB. die Mädels sind halt eher alle so "halbschöne", etwas kauzig. üblicherweise lebt das Genre ja durchaus von idealisierten Figuren. Da hatten wir auch gleich eine Diskussion im Laden. Mir gefällt das gut, anderen nicht so. Schaut Euch das am besten mal selber an.

Einmal holpert es im Text, vermutlich ein Übersetzungsproblem (oder ich kapiers einfach nicht). Dafür gibt es einen kleinen Punkt Abzug. Ansonsten: witzig, spannend, originell – großartig!

Hier geht es zur Rezension zu Band 1 inkl. Blättervideo.

 

Zwerg, Band 2: Razoark
von Shovel
Splitter
Hardcover, 48 Seiten, farbig, 13.80 EUR

Yippie-Ya-Yeah

Der Meister der grafischen Sequenz Bonhomme und Autor/Zeichner Trondheim haben sich vereint und "Texas Cowboys" geschaffen. Einen ersten Blick konnten wir bereits vor einigen Monaten werfen: als Bonus zum Spirou-Magazin war ein "Texas Cowboys" -Heft im Stil alter amerikanischer 10 Cent-Hefte beigelegt – das sah schon mal sehr gut aus.  Ab September geht es in deutscher Sprache los!

Harvey Drinkwater, ein kleiner Tintenkleckser bei einer Bostoner Zeitung, wird von seinem Chef nach Fort Worth, Texas, geschickt mit dem Auftrag, bluttriefende Artikel über Mord und Totschlag im berüchtigten viertel Hell's Half Acre zu schreiben.

Doch Harvey hat eigene Pläne: Seinen Stiefvater finden, reich werden und eine Frau heiraten, vorzugsweise eine Lehrerin.

Aber als er den Banditen Sam Bass trifft und in dessen wilder Bande mitreiten darf, wird sein Leben auf den Kopf gestellt und er gerät in Lebensgefahr. Wird er je seine drei Ziele verwirklichen und nach Boston zurückkehren?

Preview Cover und Pressetext, Quelle: PPM

Interview: Sylvain Runberg

Sylvain RunbergWir hatten vor einigen Wochen das Vergnügen, mit dem Autor Sylvain Runberg zu sprechen. Anläßlich des diese Woche erscheinenden neuen Albums "Reconquista – Die Horde der Lebenden", stellen wir Euch hier das Interview zur Verfügung.

1.) Sylvain, Du bist Autor von verschiedenen Comics, wie z.B. Konungar oder Orbital. Wie kamst Du dazu, Comics zu schreiben? Und welche Einflüsse aus Comics, Filmen, Musik oder anderen Kunstrichtungen haben Dich geprägt?

Ich habe schon immer viel gelesen, Comics, Romane, Essays, und ich habe mich mit grafischer Kunst am College beschäftigt und danach Geschichte und Politik studiert. Mehrere Jahre lang habe ich in einem Buchladen gearbeitet, danach war ich in einen Verlag beschäftigt, aber ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet selbst einmal zu schreiben.

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O’Boys

Anfang 2011 sorgte eine Neuausgabe von "Huckleberry Finn" von Mark Twain in den USA für einige Aufregung: in der Neuedition wurde an über 200 Stellen das Wort "Nigger" entfernt und durch das Wort "Slave"  (Sklave) ersetzt. Wer das Buch nicht kennt, wird einer solchen "Überarbeitung" ev. noch zustimmen. Wer die Bücher jedoch gelesen und den Sinn erfasst hat weiß, dass diese Bücher weit entfernt von rassistischer Literatur stehen. Ganz im Gegenteil. Mark Twain legte großen Wert auf sprachliche Authentizität. So verwendete er lokale Slangs, die Protagonisten sprachen so wie sie es im richtigen Leben taten. Weiterhin sollte man wissen, dass es in Twains Buch über Huck Finn um Freundschaft zwischen einem Weißen und einem Afroamerikaner ging, und gerade Vorurteile aufgelöst wurden.

Der dritte Band des Südstaaten-Abenteuers O'Boys ist gerade bei der ECC erschienen. Falsch verstandene, an der Oberfläche kratzende "Political Correctness" bleibt uns zum Glück in der Comicreihe erspart.
 

O'Boys 3

O'Boys könnte man in Teilen als eine Hommage an die Geschichten von Mark Twain bezeichnen. So heißt die Hauptfigur genau wie in dem Literaturklassiker Huck Finn, und auch einige alt-bekannte Handlungsdetails wurden in die neue Geschichte eingeflochten. So geht es auch hier um Freundschaft und Freiheit, um Rassismus und Überwindung dessen. Allerdings spielt O'Boys in der Mitte der 1930 er Jahre, und greift weitere Aspekte in der Geschichte mit auf: den Blues und die Kultur der Hobos (Wanderarbeiter und Tagelöhner, die mit Zügen als blinde Passagiere das Land durchstreiften). Vorbild für Hucks afroamerikanischen Freund Charley Williams ist der amerikanische Blues Musiker Robert Johnson, dessen Song Cross Road Blues auch titelgebend für den dritten Band der Comicreihe ist.

Hier sein Song "Me And The Devil Blues" in einer restaurierten Version, der als wesentliche Inspiration für die Handlung der Comicgeschichte diente:

 

Die Geschichte überzeugt vor allem durch ihre Stimmung und Atmosphäre, und die vielen genau recherchierten Details. Einen kleinen Einblick erlaubt dieser Trailer:

 

Und auch wenn es hier und da einen kleinen Anschlussfehler in den Zeichnungen gibt (findet selbst heraus, welche das sind ;)), lassen uns die Bilder ganz wunderbar tief in die Südstaaten während der "Großen Depression" eintauchen. Wir begleiten die Protagonisten in einer Zeit, in der ein Menschenleben nicht viel Wert ist in die kleinen Blues-Clubs in den Käffern der Südstaaten, reisen  mit in den Zügen durch Missouri, machen eine Bootspartie auf dem Mississippi, besuchen Memphis, immer auf der Flucht und gleichzeitig auf der Suche u.v.m..  Die gelungene Geschichte pendelt dabei zwischen nostalgischem Charme und harter, realistischer Erzählung, und verzichtet wohltuend auf Kitsch und Melodramatik.

Eigentlich sollte die Geschichte mit dem dritten Band abgeschlossen sein, und die Story findet auch erstmal eine gutes Ende, ein Hinweis auf der letzten Seite deutet aber darauf hin, dass dieser Dreiteiler erst der erste Zyklus war, und ein weiterer folgen wird.

 

O'Boys
von Philippe Thirault und Steve Cuzor
ECC

Band 1: Das Blut des Mississippi
Hardcover, 64 Seiten in Farbe, 13.95 EUR

Band 2: Zwei Katzen auf dem heißen Blechdach
Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 13.95 EUR

Band 3: Midnight Crossroad
Hardcover, 56 Seiten in Farbe, 15.00 EUR

 

Der Zauberer von Oz

Nicht nur in Ray Bradburys "Der illustrierte Mann" ist der Autor L. Frank Baum einer der verbotenen Schriftsteller – auch im "richtigen Leben" stand sein Wizard of Oz auf der schwarzen Liste von Büchereien und Pädagogen. Von christlichen Fundamentalisten als Blasphemie ausgerufen, als kommunistisch gebrandmarkt, dann später von einer katholischen Institution doch als die christlichen Werte vermittelnd beurteilt (Kunst und Kultur fungieren doch manchmal wie ein Selbstbedienungsladen, jeder nimmt sich irgendwann mal was er gerade braucht). Von einigen Literaturkritikern als "schlecht geschrieben" betitelt, von Künstlern und Schriftstellern verehrt, und  – jetzt kommt das allerwichtigste – vom Publikum geliebt – ist das vor 112 Jahren erschienene Buch "The Wonderful Wizard of Oz" von L. Frank Baum.

Der Zauberer von Oz

Nun ist auf deutsch die Comicadaption "Der Zauberer von Oz" bei Panini (im Original bei Marvel) erschienen – und um es gleich vorweg zu nehmen – diese ist einfach zauberhaft geworden.

Und ganz im Gegensatz zum derzeitigen Trend, alte Klassiker neu in aufgebretzelter und manchmal überproduzierter Form herauszubringen, ist die vorliegende Comicadaption eher eine Rückkehr zu den Wurzeln der Geschichte, eine  vergleichsweise werkgetreue Umsetzung der Romanvorlage.

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