Sie sind kreativ tätig aber Ihnen fehlt es an Ideen? Sie suchen einen Tapetenwechsel, um Neues zu schaffen? Nicht schlimm, wenn es dabei spukt? Dann suchen Sie sich doch eine gruselige Immobilie, so wie Ro Meadows. Aber Vorsicht vorm Stockholm-Syndrom …
In dem Comic von Autor Skottie Young und Zeichner Jorge Corona (sparen Sie sich Ihre Witzeleien, er war vor dem Hype da) sucht Malerin Ro Inspiration für ihre nächste Ausstellung und beschließt, sich in einem alten, leerstehenden Haus mit fragwürdiger Reputation zurückzuziehen. Nur sie, viel Wein und ihre Schallplatten. Und dann, eines Tages … eine unerwartete Muse, die alles ändert.
„The Me You Love in the Dark“ ist nicht nur eine Suche nach einem Motiv um die blanke Leinwand zu füllen, sondern erzählt auch von einer Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit, selbst auf ungewöhnlichste Weise. Beides kann von freudiger Ekstase jedoch zu einem Alptraum werden.
Jorge Coronas Zeichnungen und die Farbgebung von Jean-Francois Beaulieu bringen in ihrer Ausdrucksstärke Skottie Youngs Erzählung selbst schon malerisch zu Papier. Der emotionale Sog, in dem Ro sich letztlich wiederfindet, hin- und hergerissen zwischen dem vermeintlichen Versprechen von Erfüllung und einer gefährlichen, grauenhaften Ebene sorgt für Gänsehaut. Leseempfehlung für regnerisch kalte Nächte, nur bei Kerzenlicht, idealerweise in einem knarzenden Haus beobachtet, von wer weiß was.
The Me You Love in the Dark, Splitter, 128 Seiten, 24.00 Eur
Als bekannt wird, dass Hades, der Herr der Unterwelt, jemanden zur Nachfolge sucht, finden sich sehr viele Interessierte. Mit einem simplen Bewerbungsgespräch ist dieser Nischenjob aber nicht zu bekommen. Stattdessen erwartet die Menge eine Mischung aus „Es war einmal … das Leben“ und „Battle Royal“ (oder „Die Tribute von Panem“, oder auch „Squid Game“, je nach Generation, die das hier liest).
Es wird ein lehrreicher Streifzug durch die Schichten des Erdreichs und ein todbringendes Ausschlussverfahren für die, die bei den Fragen, die dazu gestellt werden, nicht richtig liegen. Begleitet wird bei diesem Assessment-Center die mutige, 16-jährige Suzanne, die dort Tom kennenlernt, der sich durch seine Phobie quasi allem gegenüber sehr schwertut, den Aufgaben zu begegnen. Doch gemeinsam kommen sie voran.
Während im (aber auch vorm) Comic alle Beteiligten von Schluff, Bakterien oder Nematoden erfahren, lernen die Figuren sich auch gegenseitig kennen und ihre Motivation, bei dem Spektakel mitzumachen. Nicht zuletzt wird aufgezeigt, was schiefläuft im Umgang mit dem Erdboden, was falsche Bewirtschaftung und andere menschengemachte Einflüsse verursachen, aber auch, was besser gemacht werden kann. Vielleicht gelingt es sogar, Hades das ein oder andere Schnippchen zu schlagen.
Zeichner und Autor Mathieu Burniat bringt der restlichen Menschheit unter Beratung von Biologe Marc-André Selosse nahe, wie faszinierend, vielfältig und ungeheuer clever die Lebewesen und Mikroorganismen des Erdreichs agieren und aufeinander einwirken. Dies gelingt Burniat alles andere als staubtrocken, sondern ausgesprochen humorvoll, einfallsreich, vollgestopft mit Funfacts und Drama. Wer kommt in die nächste Runde? Wer scheidet aus und somit dahin? Wer wächst über die eigenen Hemmungen hinaus?
Die Illustrationen sind voller kreativer Ideen, was die Darstellung des Erdreichs und dessen Bevölkerung anbelangt, Details, die neben dem vielen Wissenswerten zum mehrmaligen Erkunden einladen und Charaktere, die mitreißend sind in ihrem Wesen und ihrer Entwicklung. Sie sind schwungvoll, lebendig und ihre Mimik – diese Emotionen in ihren Gesichtern, fantastisch!
Eine Reise unter die Erde, erschienen bei Knesebeck, 176 Seiten, 24 Eur
Weitere Comics von Mathieu Burniat : „Das Geheimnis der Quantenwelt“, „Das Geheimnis des unfehlbaren Gedächtnisses“
Raum-Zeit-Dilatation! Quantenmechanik! Zeitreisen! Singularität! Pew-Pew! Habe ich eure Aufmerksamkeit?
Heute stellen wir euch mal einen absoluten Klassiker unter den Science Fiction Comics vor:
Universal War One
„Bei der Erforschung des Sonnensystems stoßen die Menschen auf „die Mauer”, eine gigantische, unbegreifliche Barriere im All, die den Weg zu den Planeten jenseits des Saturns verhindert.
Niemand kann sich die Ursache des Phänomens erklären, aber die Folgen sind gravierend. Denn schon bald ziehen die dunklen Wolken eines Krieges am Horizont auf, der alle Konflikte in den Schatten zu stellen droht, die die Erde erlebt hat.
Ausgerechnet die Purgatory-Schwadron, eine zusammen gewürfelte Truppe aus Offizieren mit wenig ruhmreicher Vergangenheit, droht zur letzten Hoffnung einer Menschheit am Rande des Abgrunds zu werden. Sie brechen auf, das kosmische Rätsel zu lösen, bevor der Krieg ihre Heimat auslöscht…“
– Pressetext zu Band 1
„Öh, Raum-Zeit-Dingens – kennen wir aus Interstellar!“, höre ich euch raunen. Bajram zeichnete diese Geschichte bereits eine ganze Zeit vor diesem Film.
Das Thema Raum-Zeit-Dilatation kennt seit Interstellar jeder, der nicht gerade in kultureller Isolation lebt. Aber bereits in den 70ern schrieb der Ex-Soldat Haldemann nach seiner Rückkehr aus Vietnam seinen Anti-Kriegs-Sci-Fi-Roman „Der ewige Krieg“, der dieses Phänomen aufgreift. In den 90ern gab es auch eine hervorragende Comicadaption in Form einer Miniserie, die später nochmal bei Carlsen als Sammelband erscheinen sollte. Leider sind die Comics vergriffen und schwer zu bekommen. Aber ich wette ein Kilogramm dunkle Materie, dass der Comic irgendwann nachgedruckt wird.
„Universal War One“ geht noch drei Schritte weiter. Ich würde die Serie als aufgebohrte Hard-SF bezeichnen. ZB. kommt der Band mit der besten Erklärung über die Auswirkungen von Zeitreisen daher, die ich bislang in einem Science-Fiction-Werk gesehen oder gelesen habe. „Paradoxon!“ – höre ich euch im Chor rufen. NEIN! Denn „Die Gegenwart ist die Summe alle Zeitreisen, die jemals gemacht wurden – und noch gemacht werden!“. Was das bedeutet, lasst es einfach mal ein paar Tage im Gehirn rotieren. Und lest die Comics! Kleiner Wermutstropfen: danach kann man viele andere Zeitreisestories nicht mehr so richtig ernst nehmen.
Bajram schreckt dabei nicht vor der Verwendung einiger Klischees zurück, zB. zigarrerauchender Protagonist mit Totenköpfen auf dem Kopftuch (der eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Zeichner hat). Und auch hier und da sind die Dialoge recht einsilbig und erinnern an Action-Filme der 80er Jahre. ABER Bajram hat offenkundig auch ein paar Bücher gelesen und sich mit der Materie beschäftigt, und liefert hier unterm Strich stilsicheres und episches Entertainment ab, welches nicht die Intelligenz des Lesers beleidigt.
Erwähnenswert ist dabei noch, dass Bajram sich beim Schrieben der Geschichte nicht von Album zu Album hangelt, sondern von Anfang an eine große Geschichte im Sinn hat, die er über sechs Teile spannt. Im letzten Band zeugt eine Grafik davon, dass er vor dem Schreiben und Zeichnen einen ausgeklügelten Plan hatte. Schaut euch diese Grafik aber auf keinen Fall vor dem Lesen der Bände an. Gut, ganz kurz mal beeindruckt darauf gucken ist okay, aber nicht durchlesen. Spoilergarantie!
In einem späteren Artikel schrieb Autor und Zeichner Bajram, dass die Serie auf drei Zyklen mit jeweils sechs Bänden angelegt ist. „Universal War One“ liegt komplett vor, und kann auch als abgeschlossene eigenständige Geschichte gelesen werden. Wahrscheinlich sind bei Erscheinen des letzten Bandes des ersten Zyklus alle Leser davon ausgegangen, dass die Story damit zu Ende ist. Es las sich so, es fühlte sich so an. Also keine Sorge. Es liegen drei weitere Bände des zweiten Zyklus mit dem Titel „Universal War Two“ vor, jedoch ist da seit Jahren keine Fortsetzung erschienen, sodass ich diesen Zyklus eigentlich nicht empfehlen kann, solange sich da nichts tut.
Universal War One, Band 1-6, erschienen bei Splitter
Band 1-5 je 48 Seiten, farbig, je 12.80 EUR Band 6 mit 56 Seiten, farbig, 13.80 EUR
Wenn von einem Taifun tatsächlich zwischen verwüsteten Häusern ein gigantischer Fußabdruck hinterlassen wird, tut sich damit in „Asadora“ nur der Anfang eines komplex mit verschiedenen Charakteren verflochtenes und über Jahrzehnte erzähltes Mysterium auf.
Das zu Beginn junge Mädchen Asa Asada, das in einer geschwisterreichen Familie stets übersehen wird, begleitet die Geschichte von 1959 bis 2020. Über eine skurrile Situation begegnet Asa dem mit persönlichen Problemen vollgepackten und zwielichtig wirkenden Piloten Haruo, der nicht nur für ihre Zukunft wegweisend werden soll.
Kurz nach ihrem aufeinandertreffen geht ein mächtiger Taifun übers Land hinweg und richtet massive Schäden an. Gemeinsam entwickelt das ungleiche Gespann einen wagemutigen Rettungsplan, den von der Katastrophe betroffenen Menschen zu helfen.
Dies führt zu einer unwirklichen Entdeckung und prägt die Bekanntschaft von Asa und Haruo nachhaltig.
Weitere Figuren werden nach und nach eingeführt und ihre Zusammenhänge zur Titelheldin sowie der Naturgewalt offenbaren sich behutsam und faszinierend.
Naoki Urasawa und sein Team erzählen eine abenteuerliche Reise und Charakterstudie seiner Protagonistin mit ausdrucksstarken Figuren, japanischer Geschichte und Folklore. Der kesse Humor Asas, tiefe Emotionen und Thrill machen Urasawas Mangareihe zu einer Serie die Band für Band mehr Suchtpotenzial entwickelt.
Die vehemente Durchsetzungskraft darin, den Schwachen helfen zu wollen und ihr Optimismus lassen Asa schon als Mädchen zu einer Heldin werden und es bleibt aufregend zu lesen, wie es mit ihr weitergehen wird.
Asadora! erscheint bei Carlsen Manga, bislang 6 Bände je 12 EUR. Band 7 erscheint im Februar.
Von Naoki Urasawa finden sich auch folgende Titel in unserem Laden: Billy Bat, Monster, 20th Century Boys und Pluto
Sich missverstanden oder gar nicht erst wahrgenommen fühlen sich wohl viele junge Leute. Merci Zylberajch und ihre Freundinnen lassen ihren Frust darüber in Form von ein wenig Vandalismus hier und da raus. Als eine ihrer Aktionen auffliegt, besteht Merci strikt darauf, Einzeltäterin gewesen zu sein und bekommt aufgrund ihrer beinahe 16 Jahren Sozialstunden aufgebrummt.
Um diese zu absolvieren, landet sie am in ihrer Wahrnehmung langweiligsten Ort überhaupt: im Rathaus beim Gemeinderat. Mit Politik hat sie nichts am Hut, diese ändere ja doch nichts, weshalb sie auch nicht wählen gehen würde, auch wenn sie dann könnte. Nun diskutiert sie mit den Mitgliedern, für welches Projekt sie das ihr zur Verfügung gestellte Budget aufwenden könnte. Mit dem Ergebnis haben die Erwachsenen, welche Merci als zynische Emo-Teenagerin kennen und kennenlernen, so gar nicht gerechnet.
Autor Zidrou (das ist Benoît Drousie) fasst die Ansichten und die Hoffnungslosigkeit der Jugend authentisch in Worte, begleitet von einer Schar spezieller Nebenfiguren. Seien es ABBA-begeisterte Eltern, der Gemeinderat, wo alle mehr am Jammern als am Lösungen finden sind oder der Jugendrichter aus Burkina Faso, der sich nach dem Vorfall mit Mercis Gemurre konfrontiert sieht. Es spielt sich eine richtig französische Dramödie ab, festgehalten in den gekonnten Zeichnungen Arno Monins. Großzügige Bilder machen das kleine Kaff und dessen Bevölkerung lebendig, ein Gefühl von Sommer kommt auf.
Von Zidrou könnt ihr bei uns im Laden auch noch folgende Bücher finden: Die Adoption, Die Bestie, Das unabwendbare Altern der Gefühle, Percy Pickwick, Die neuen Fälle von Rick Master, Shi, Spirou und Fantasio, Wundervolle Sommer, Dein Verbrechen Auch von Arno Monin: Die Adoption 1+2
Merci, 64 Seiten, € 16,99, erschienen bei Panini Comics
In „Der Weltraumpostbote“ zeigt der kanadische Comiczeichner Guillaume Perrault, dass Veränderungen durchaus bereichernd sein können, dass es sich lohnt, von der eingefahrenen Route abzuweichen, die Komfortzone zu verlassen.
Bob, der im All Post ausliefert, lernt auf seiner neuen Route allerlei verschrobene Charaktere kennen. In wundervoll detaillierten, zugleich minimalistisch – aufgeräumten, aber nie langweiligen Bildern aus fantasievollen Formen und unaufgeregten, flächigen Farben, erzählt Perrault eine verrückt – witzige Geschichte mit einem sympathischen Helden und einer universellen Botschaft.
Oder kurz gesagt: eine stilistisch einzigartige All-Age-Science-Fiction mit philosophischer Ebene!
Inzwischen hat sich „Der Weltraumpostbote“ zu einer kleinen Reihe entwickelt. Drei Bände sind bislang erschienen, die aber auch jeweils einzeln sehr gut gelesen werden können. Schaut mal rein, wir sind Fans!
Weitere Informationen; Klappentexte zu allen drei Bänden und Leseproben findet ihr auf der Website des Verlages:
Erschienen im Rotopol Verlag, Der Weltraumpostbote Der Weltraumpostbote – Motorräuber Der Weltraumpostbote – Hungrig durchs Weltall Hardcover, in Farbe, je 18 Euro
„Was ich dir versuche zu erklären, ist, dass es keine Beweise für Theorien über Zeit gibt. Man kann nichts beweisen!“ Tom aber lächelt nur wissend, denn er hat mehr gesehen, als sein Onkel ahnen könnte … Als sein Bruder in den Ferien die Masern bekommt, wird Tom kurzerhand in Quarantäne bei seiner Tante und seinem Onkel einquartiert, die mit der alten Mrs. Bartholomew in deren Haus wohnen. Hier strotzt es nur so vor Langeweile bis Tom auffällt, dass die alte Standuhr im Flur dreizehnmal geschlagen hat. Und er kurz darauf im eigentlich tristen Hof statt diesem einen riesigen Garten vorfindet … und eine rätselhafte Begegnung macht. Der Mitternachtsgarten, frei nach dem Roman von Phillipa Pearce, ist Poesie. Eine dichte, zauberhaft – mysteriöse Geschichte, die perfekt geeignet ist, sich bei Herbst- und Winterwetter auf der Couch gemütlich zu machen.
Dynamisch wuchernd erweckt Edith (Edith Grattery) mit ihren Linien und Farben den Garten zum Leben und Toms Gedanken zu alldem werden uns in Briefen dargelegt, die er seinem Bruder schreibt. Obwohl es im Garten immer hell ist und er einen friedlichen Eindruck macht, wird nach und nach etwas Melancholisches darin sichtbar.
Wer sich nach dieser Lektüre keine Standuhr wünscht und auf dreizehn Schläge und einen wunderbaren Garten im Hof hofft, kann nur Angst vor Pollenflug haben.
Der Mitternachtsgarten, 104 Seiten ist erschienen bei Toonfish und kostet 19,95 Euro.
Außerdem von der Künstlerin bei uns zu haben: „Die Sturmhöhe“ (Splitter Verlag)
Vater unbekannt. Zwei Männer, die in Frage kämen, doch nicht einmal mit deren Namen wollte die Mutter von Max herausrücken, nur so viel hielt sie von ihm: Er war ein Schweinehund.
Geboren im Amazonas aber in Frankreich bei seiner Mutter aufgewachsen zieht es Max auf der Suche nach seinem Erzeuger zurück nach Südamerika. Mit dabei zwei Fotos, die ihn als Baby – und auf jedem Bild einen anderen Mann zeigen.
Doch welcher der Beiden ist es, lebt er noch und warum soll er solch ein Schweinehund gewesen sein, dass seine Mutter den Kontakt abbrach und mit Max in ihre Heimat zog?
Ein heftiger Abenteuerthriller von Régis Loisel gespickt mit Herz und Humor. Der Versuch die eigene Identität durch Puzzleteile aus der Vergangenheit zu finden, in dem Prozess daran zu wachsen und Menschen kennenzulernen die prägen. Die Hitze des Amazonas aber auch der Anspannung überträgt sich, die Inszenierung durch Olivier Pont ist reich an Dschungeldichte und stimmungsvoll. Die Charaktere so lebendig, die einen so sympathisch wie die anderen ziemlich bedrohlich.
Und wäre die Vaterfrage nicht schon mysteriös genug legen die letzten Seiten des ersten Bandes noch mal eine Schippe drauf …
Der Schweinehund von Régis Loisel und Olivier Pont erscheint bei Carlsen Comics, 96 Seiten, Band 1 € 18,- Band 2 € 20,-
Titelgebende Alldine und ihre Piratencrew begehen in mehreren Kurzgeschichten Meuterei in den und um die Panels herum. Sowie dazwischen, oben, unten, vorne, hinten und das „Publikum“ ist immer voll dabei und direkt involviert und manchmal auch aktiviert! Ja, ich nenne euch hier Publikum, denn diese Storys sind wie eine TV-Show. Sie fühlen sich an wie Samstagmorgenzeichentrickspaß!
So gehört die vierte Wand zu durchbrechen genau so zur Lebensphilosophie der Gang wie diese Spezialität zu nutzen, um Fiesling Supermuskelprotz und dessen Kompagnon Dr. Knautsch ihre Fieslingstätigkeiten zu vereiteln.
Ersonnen von Joann Sfar, umgesetzt durch Emmanuel Guibert und Mathieu Sapin bietet Alldine absurde Abenteuer in kunterbunt und einem vorzüglichem, krakeligen Strich voller kleiner drolliger Details.
Ebenfalls von den Machern käuflich bei uns zu ergattern:
Sapin: Gérard, Kein Kuss für Mutter, Akissi, Comédie Française,
Guibert: Der Fotograf, Ariol, Alans Krieg,
Sfar: Die Katze des Rabbiners, Donjon, Klezmer, Professor Bell
Alldine und die Weltraumpiraten, bislang zwei Bände a 128 Seiten & €14,- erschienen im Schaltzeitverlag Lesealter: ab 8 Jahren
In ihrem Comicalbum „Nami und das Meer“ findet sich die französische Autorin und Zeichnerin Catherine Meurisse in Japan wieder.
In einer mystisch – märchenhaften Geschichte plant sie dort die Natur zu malen. Dabei „Überschreiten wir die Grenzen zwischen der profanen Welt und der der Geister“. Neben einem japanischen Maler, dem es nicht gelingen will, eine Frau auf Papier zu verewigen, begegnet die Zeichnerin auch Nami, zu der die Natur spricht. Abgerundet wird ihr Trip durch Gespräche mit einem Tanuki, einem Fabelwesen wie aus dem Studio Ghibli Anime „Pom Poko“, wie dieser anzumerken weiß.
Humorvoll und schräg, dramatisch und romantisch, mit sympathischen Figuren und wunderbaren Hintergründen erfahren wir von Japans Kunst und Kultur. Und von der Natur, die uns „gelegentlich daran erinnert, dass sie zuerst da war“ … Interessant ist dabei, dass Meurisse mit zwei verschiedenen Zeichenstilen arbeitet: einen eher naturalistischen, präzisen Stil für die Hintergründe, Naturdarstellungen und Gebäude, während die Figuren eher überzeichnet und „cartoonig“ wirken.
Merci und Domi Arigato für dieses Buch, Catherine Meurisse.
Weiter Werke der ehemaligen Charlie Hebdo Cartoonistin, die ihr in unserem Laden entdecken könntet, sind „Weites Land“ und „Die Leichtigkeit“.
Nami und das Meer, gebundene Ausgabe, Carlsen Verlag, 128 Seiten, farbig, Euro 22,-
Hayao Miyazaki erzählt in prachtvollen, großen, gemäldehaften Aquarell – Illustrationen als Leinwand für einen Text, der nur wenige Male in Sprechblasen anzutreffen ist, eine kraftvolle Geschichte, wie in späterer Studio Ghibli – typischer Manier.
Und zwar von dem jungen Prinzen Shuna, der in einem kargen Dorf zu Hause ist, gelegen in einer Schlucht, die nicht mehr mitbringt, als das, was gerade so zum Überleben reicht. Er bricht auf, um die Umstände seiner Mitmenschen zu verbessern, als er von einem Fremden die Legende des goldenen Korns erfährt. Irgendwo, bei Wesen, den Menschen erhaben, soll es zu finden sein. Bewaffnet und mit seinem Reittier beginnt für Shuna ein Abenteuer.
Ihm begegnen Wunder, aber auch Missstände, Hoffnung und Leid. Mystisch geht es zu und das Miteinander und aufeinander Einwirken zwischen der Natur und den Menschen ist wie in den Anime des Studio Ghibli von großer Bedeutung.
Hayao Miyazaki zeichnete, malte und schrieb eine epische Geschichte im Kleinen.
In Japan bereits 1983 erschienen, liegt jetzt mit Shunas Reise ein Frühwerk des Meisters nun auch auf Deutsch vor.
Shunas Reise, 160 Seiten, erschienen bei Reprodukt, € 20,00
Die Graphic Novel „Madame Choi und die Monster“ erzählt so absurd wie dramatisch eine wahre, filmhistorische und politische Geschichte aus Korea.
In Südkorea ist Choi Eun-hee, Madame Choi genannt, eine beliebte Schauspielerin. Als sie den noch unbekannten Regisseur Shin Sang-ok kennenlernt, entspinnt sich eine kreative und bald auch romantische Beziehung, der viele erfolgreiche Spielfilme folgen.
Im Jahr 1978 wird Madame Choi nach Nordkorea entführt, wo man ihr, nachdem sie einige Jahre mit Indoktrinationsversuchen durchlebt hat, plötzlich den ebenfalls entführten Shin Sang-ok präsentiert. Den beiden wird vom Sohn des Machthabers persönlich verkündet, dass sie für ihn Spielfilme drehen werden, die die große Macht des Landes widerspiegeln sollen.
Sheree Domingo und Patrick Spät bringen eine Biografie zu Papier, die wohl den wenigsten bekannt sein dürfte, da sie sich so weit weg von Hollywood abspielte. Auch wenn sich hier zwei kreative Seelen zusammentun und gezwungen werden, Filme mit propagandistischen Inhalten zu erschaffen, ist nicht ohne Grund Madame Choi die Titelgeberin, wer die Monster sind, dürfte dann auch schnell klar werden.
Sheree Domingo malt kalligrafisch ausdrucksstark, aber aufs wesentliche konzentriert zugleich, die Kargheit im Inneren der Madame Choi und um sie herum, den Protz des Machthabers und den wahrhaftig fulminanten letzten Akt, der selbst wie aus einem Film scheint. Wenn dann der Abspann kommt, will man unbedingt jemanden von dieser Geschichte erzählen. Hinzu kommt die filmreife Aufmachung des Buches, so ließe sich das Cover lösen und als Plakat aufgehängt die beiden Kreativen ehren.
Madame Choi und die Monster, 176 Seiten, € 24,- ist erschienen bei Edition Moderne
Ähnlich wie am allseits bekannten Gratis-Comic-Tag gibt es zu diesem Event bei allen teilnehmendes Shops Mangas für Umme. Wir sind auch dabei. Kommt vorbei, wir freuen uns auf Euch!
Wir bieten ab sofort auch eBooks und Hörspiele aka Audiobooks in unserem brandneuen eBookshop eScape an.
Da Romane und Sachbücher in eBook-Form eigentlich noch viel mehr Sinn ergeben als Comics, haben wir uns entschlossen, ein vielfältiges Sortiment zu listen (also viele verschiedene Arten von Büchern, auch – aber nicht nur Comics). Z.Z. sind das ca. 1,8 Mio. eBooks und 75.000 Hörbücher in verschiedenen Sprachen.
Zukünftig werden wir hier im Blog auch mal den einen oder anderen Roman vorstellen. Einige Empfehlungen gibt es dazu bereits auf der Startseite des Shops. Schaut mal rein!
Ein kleiner Tipp zum „Gratis Comic Tag“, oder für den nächsten Wochenendeskapismus: Colony. Eine der wenigen nicht-dystopischen Science Fiction Serien. Bei dem ganzen wuchernden Endzeitmaterial zurzeit muss man halt sagen: ohne einen gewissen Optimismus können wir halt EINPACKEN. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wie das Reh im Scheinwerferlicht hypnotisiert auf der Straße stehen bleiben, wenn der Truck angebrettert kommt. Ihr wisst, was ich meine.
Colony ist eine coole Geschichte, umgesetzt von einem Zeichner, der sich in Sachen extra-terrestrischer Schauplätze so richtig austobt.
Im Prinzip geht es in der Reihe darum, dass den Menschen von einer Alienspezies ein Raumschiffantrieb für interstellare Reisen zur Verfügung gestellt wird. Allerdings haben die Menschen bereits vorher diverse Raumschiffe mit „konventionellen“ Antrieben zur Bildung von Kolonien in alle Richtungen des Universums gesandt. Mit der Verfügbarkeit des schnellen Antriebs wird nun ein Team gebildet, dass sich auf die Suche nach den Kolonieschiffen begibt… Die Serie ist einerseits episodisch aufgebaut, anderseits entwickelt sich auch ein größerer Hintergrundplot. Bislang liegen fünf Bände vor.